FC St. Pauli: Hymne wegen Nazi-Vergangenheit vorerst gestoppt!

Millerntor, Hamburg, Deutschland - Der FC St. Pauli hat entschieden, die Stadionhymne „Das Herz von St. Pauli“ bis mindestens zum Ende dieser Saison nicht mehr zu spielen. Diese Entscheidung wurde am Freitag von der Vereinsführung bekannt gegeben und folgte auf einen ersten Verzicht auf das Lied beim Heimspiel gegen den SC Freiburg, das bereits Mitte Februar stattgefunden hat. Der Verzicht ist besonders bemerkenswert, da das Lied seit 20 Jahren eine feste Größe im Stadion ist und oft auch von den Fans ohne musikalische Begleitung gesungen wird.

Hintergrund dieser Entscheidung ist die laufende Untersuchung zur Rolle des Texters Josef Ollig während des Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg. Ollig, der in der NS-Zeit für nationalkonservative Propagandablätter schrieb und als Kriegsberichterstatter tätig war, hat mit seinen menschenverachtenden Texten eine belastete Vergangenheit. Diese Erkenntnisse haben zu einer intensiven Diskussion unter den Fans und im Verein geführt. FC St. Pauli will den Austausch mit Mitgliedern und Anhängern fortsetzen, um die Thematik differenziert zu erörtern, und plant eine wissenschaftliche Dokumentation über die NS-Vergangenheit des Texters, um eine fundierte Grundlage für künftige Entscheidungen zu schaffen.

Emotionale Reaktionen und neue Fragestellungen

Die Reaktionen der Fans waren am Millerntor gemischt. Während einige Präsident Oke Göttlich auspfiffen, applaudierten andere ihm für die getroffene Entscheidung. Göttlich betont die emotionale Bedeutung des Liedes für viele, sieht jedoch die Notwendigkeit, die Diskussion über dessen Verwendung zu vertiefen. Er hat klar gemacht, dass Pfiffe und Beschimpfungen beim Abspielen der Hymne nicht akzeptabel sind und möchte, dass die Debatte auch vor dem Hintergrund des Rechtsrucks in der Gesellschaft weitergeführt wird.

Die wissenschaftliche Dokumentation, die ursprünglich für April dieses Jahres geplant war, wird nun auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, da neue Fragestellungen aufgetaucht sind. Celina Albertz vom FC St. Pauli Museum hat umfassend zu Olligs Urheberschaft und Biografie recherchiert und plant eine Veranstaltung zur Vorstellung der Ergebnisse sowie für den Austausch mit den Fans.

Vereinsidentität und Werte

Ein Teil der Fans empfindet Unbehagen, das Lied weiter zu spielen, da es nicht mehr mit den aktuellen Werten des Clubs vereinbar sei. Einige wiederum argumentieren, dass „Das Herz von St. Pauli“ auch heute noch mit der Identität des Vereins verbunden ist. Diese gemischten Gefühle und die nun bekannt gewordene NS-Vergangenheit des Texters haben die Debatte erneut entfacht und fordern eine klare Positionierung des Clubs.

Der FC St. Pauli hat sich über Jahrzehnte als ein Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung positioniert. In Zeiten, in denen die Gesellschaft sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen muss, wird der Umgang mit der Hymne „Das Herz von St. Pauli“ zu einem entscheidenden Punkt in der Vereinsidentität.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Diskussion um die Hymne tiefgreifende Fragen zu Geschichte, Identität und Werten aufwirft, die nicht nur den Verein, sondern auch seine Anhänger intensiv beschäftigen werden. Für den FC St. Pauli ist es ein wichtiger Schritt, diesen Prozess transparent und mit den Mitgliedern zu gestalten.

Weitere Informationen zu diesem Thema sind bei faz.net, bild.de und taz.de zu finden.

Details
Vorfall Skandal
Ursache NS-Vergangenheit des Texters Josef Ollig
Ort Millerntor, Hamburg, Deutschland
Quellen