Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu: Proteste erreichen ihren Höhepunkt!
Istanbul, Türkei - Ekrem Imamoglu, der Bürgermeister von Istanbul, ist aufgrund von Korruptionsvorwürfen inhaftiert. Seine Festnahme hat landesweite Proteste ausgelöst, die von Unterstützern als die größten Antiregierungsproteste seit einem Jahrzehnt bezeichnet werden. Berichten zufolge gingen Millionen auf die Straße, um gegen die Inhaftierung des 53-jährigen Politikers zu demonstrieren, der als modern und redegewandt gilt. Imamoglu sieht sich mehreren Anklagen gegenüber, darunter die Gründung einer kriminellen Organisation, Bestechung und Erpressung. Bislang bestreitet er alle Vorwürfe.
Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Proteste als „Bewegung der Gewalt“ abgelehnt und betont, dass jeder, der eines Verbrechens beschuldigt wird, vor Gericht gestellt werden muss. Der Vorsitzende der oppositionellen CHP, Ozgur Ozel, unterstützte die Proteste und forderte nicht nur die Freilassung von Imamoglu, sondern auch vorzeitige Präsidentschaftswahlen. Imamoglu, der vor seiner Inhaftierung als möglicher Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 2028 galt, könnte durch seine Verurteilung und den Verlust seines Universitätsabschlusses von einer Kandidatur ausgeschlossen werden.
Politischer Widerstand und Proteste
Trotz der Hindernisse bleibt die CHP entschlossen, Imamoglu zu unterstützen. Der Politiker hatte 2019 bei den Kommunalwahlen die AK Partei in Istanbul besiegt und wurde dafür anerkannt, Verbesserungen in der Infrastruktur und sozialen Diensten eingeführt zu haben. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen zu seiner Amtsführung, etwa im Hinblick auf die Vorbereitung auf Naturkatastrophen. Neben den meisten Anhängern gibt es auch Vorwürfe, dass Imamoglu nicht genügend auf frühere Herausforderungen reagiert habe.
Die Vorwürfe gegen Imamoglu wurden von der CHP als politisch motiviert bezeichnet. Minister Yilmaz Tunc verteidigte die Unabhängigkeit der Justiz und wies auf die Unabhängigkeit von staatlichen Institutionen hin. Zudem gibt es Berichte, dass die Führungsriege der CHP zu einem Boykott von Produkten und Dienstleistungen aufgerufen hat, die der regierenden AK Partei nahestehen.
Der Kontext der Inhaftierung
Imamoglu ist nicht der einzige politische Akteur, der in der Türkei ins Visier der Behörden geraten ist. Über 350.000 Menschen sitzen in türkischen Gefängnissen, viele davon als politische Gefangene. Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass es allein in den letzten Jahren zehntausende politische Gefangene gibt. Die Verhaftung von Imamoglu hat auch an die Geschehnisse bei den Gezi-Protesten 2013 erinnert, aus denen eine Welle von Verhaftungen resultierte, die in den folgenden Jahren immer wieder aufflammte. Zehntausende Menschen gingen trotz massiver Polizeigewalt auf die Straße, und Berichten zufolge wurden rund 1100 Menschen nach den Protesten gegen seine Festnahme festgenommen.
Der Fall Imamoglu wirft viele Fragen über die politische Lage in der Türkei auf und zeigt die Spannungen zwischen der Opposition und der Regierung unter Präsident Erdogan. Während er eine ähnliche Herkunft wie Erdogan hat, weist Imamoglu auch Unterschiede auf, die ihn für viele Wähler attraktiv machen. Seine Entschlossenheit und Popularität in der Bevölkerung könnten sich in naher Zukunft stark auf die politische Landschaft der Türkei auswirken.
Details | |
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Vorfall | Korruption |
Ort | Istanbul, Türkei |
Festnahmen | 1100 |
Quellen |