St. Pauli verzichtet auf Hymne: Fans gespalten über die Entscheidung
Millerntor, Deutschland - Der FC St. Pauli hat beschlossen, die Stadionhymne „Das Herz von St. Pauli“ vor seinen Spielen bis mindestens zum Ende der aktuellen Saison nicht mehr zu spielen. Dies geschah erstmals vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg im Februar und markiert ein bedeutendes Umdenken beim Verein, der nun reagiert, um den Bedenken seiner Mitglieder und Fans gerecht zu werden. Der Hintergrund dieser Entscheidung liegt in der umstrittenen Biografie des Texters des Liedes, Josef Ollig, der während der NS-Zeit als Wehrmachtsoldat und Kriegsberichterstatter tätig war, wie Compact berichtet.
Präsident Oke Göttlich äußerte sich zu der Situation und betonte, dass die Hymne für viele Fans eine große emotionale Bedeutung hat. Jedoch sei es wichtig, dass eine solche Hymne die Menschen im Stadion vereint, was im aktuellen Fall nicht gegeben sei. Sicherheitschef Sven Brux fügte hinzu, dass die Hymne nicht funktionieren könne, wenn ein erheblicher Teil der Fans dagegen sei. Dies spiegelt sich in den gespaltenen Reaktionen der Fans wider: Während einige gegen die Entscheidung protestieren, unterstützen andere den Verzicht auf das Lied.
Hintergrund und Reaktionen
Die Entscheidung fiel im Kontext einer laufenden Untersuchung des FC-St.-Pauli-Museums, die die Rolle von Josef Ollig während des Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Ursprünglich sollte eine wissenschaftliche Dokumentation zu diesem Thema im April veröffentlicht werden, doch neue Fragestellungen haben dazu geführt, dass dieser Termin verschoben wurde und die Veröffentlichung nun erst nach der Saison stattfinden soll. Die Vorab-Reaktionen der Fans vor der Partie gegen den SC Freiburg waren gemischt: Einige pfiffen Präsident Göttlich aus, während andere ihm Beifall zollten, wie Sky berichtet.
Ein Blick in die Vergangenheit des Vereins zeigt, dass der FC St. Pauli bereits in den 1990er Jahren das Stadion umbenannt hat, nachdem bekannt wurde, dass der damalige Namensgeber Wilhelm Koch ein NSDAP-Mitglied war. Dies verdeutlicht das fortwährende Bestreben des Vereins, sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen und Verantwortung zu übernehmen.
„Das Herz von St. Pauli“ wurde erstmals in den 1950er Jahren veröffentlicht und von Hans Albers in einem Film von 1957 gesungen. Über zwei Jahrzehnte war das Lied ein fester Bestandteil der Stadionatmosphäre, doch nun stehen die Vereinsverantwortlichen vor der Herausforderung, eine Entscheidung zu treffen, die die Werte des Vereins respektiert und die Ansprüche seiner Gemeinschaft berücksichtigt.
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Millerntor, Deutschland |
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