Wirtschaft

Investitionsflaute in Deutschland: Ausländische Unternehmen ziehen sich weiter zurück

Internationale Investitionen in Deutschland: Warum ziehen ausländische Unternehmen sich zurück?

Internationale Investitionen in Deutschland haben gemäß einer aktuellen Studie von EY im vergangenen Jahr weiter abgenommen, mit ausländischen Unternehmen, die zwölf Prozent weniger Investitionsprojekte im Land angekündigt haben. Dies markiert den niedrigsten Stand seit 2013 und den sechsten aufeinanderfolgenden Rückgang. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland den dritten Platz, wobei der Abstand zu Frankreich, dem führenden Land in Bezug auf ausländische Investitionen, erneut gewachsen ist. Deutschland verzeichnete 733 Investitionsprojekte, während Frankreich trotz eines Rückgangs von fünf Prozent immer noch 1194 Projekte vorweisen konnte.

Die Verringerung ausländischer Investitionen in Deutschland wird als besorgniserregende Entwicklung angesehen, die auf verschiedene Faktoren wie hohe Steuerbelastung, Arbeitskosten, Energiekosten und Bürokratie im Land zurückgeführt wird. Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung, betonte die Notwendigkeit, die Investitionsbedingungen in Deutschland zu verbessern, um den negativen Trend umzukehren. Trotz des Rückgangs in Deutschland schwächelte die gesamte Entwicklung in Europa, wobei insgesamt 5694 Projekte angekündigt wurden, ein Rückgang von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die EY-Expertin Julie Linn Teigland betonte die Bedeutung ausländischer Investitionen für die europäische Wirtschaft, da sie Arbeitsplätze schaffen, Innovationen fördern und Exporte ankurbeln. Die Türkei und die Schweiz verzeichneten positive Zuwächse bei Investitionsprojekten. Besonders im Hinblick auf die wachsende Konkurrenz aus den USA und China mahnte Teigland dringende Maßnahmen in Europa an, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

US-Investoren, die traditionell wichtige Akteure auf dem europäischen Markt sind, haben sich ebenfalls zurückgezogen, wobei die Anzahl der Projekte um 15 Prozent abnahm. In Deutschland war der Rückgang mit 22 Prozent sogar noch deutlicher. Dies wird teilweise auf US-Subventionsprogramme wie den Inflation Reduction Act zurückgeführt. Trotz des anhaltenden Interesses der US-Unternehmen an Deutschland wird ein Vertrauensverlust festgestellt. Ahlers unterstreicht die Notwendigkeit, das Vertrauen der US-Investoren durch Verbesserung der Rahmenbedingungen wiederzugewinnen, da ein Subventionswettlauf keine langfristige Lösung darstellt. Er gibt an, dass strukturelle Veränderungen in Deutschland eine Trendumkehr nicht unmittelbar ermöglichen, sondern eine echte Steuerreform und Regulierungsentlastung erfordern.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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