Politik

Der Weg zu einer jüdischen Ministerpräsidentschaft: Weimarer Emanzipation 2.0?

Berlin ist nicht Weimar. Frühere Zeiten werden zwar oft als bedrohlich beschrieben, doch im Vergleich zur Weimarer Republik zeigt sich deutlich, dass unsere Demokratie, auch wenn gefährdet, nicht so leicht entflammbare Konflikte bietet. In der Zeit von 1918 bis 1933 spielten jüdische Deutsche eine bedeutende Rolle, die in der heutigen politischen Landschaft kaum auszumachen ist. Persönlichkeiten wie der bekannte Reichsaußenminister Walther Rathenau oder der respektierte Fraktionschef der Liberalen, Ludwig Haas, prägten die politische Szene ihrer Zeit.

Trotz der politischen Bedeutung jüdischer Deutscher in der Weimarer Republik hat sich in den letzten 75 Jahren wenig verändert. Kaum jemand aus der jüdischen Minderheit konnte politische Ämter erreichen, und die Überwindung des Grabens zwischen Juden und Nichtjuden nach der Schoa war eine naiv erscheinende Hoffnung. Sogar jüdische Deutsche, die an der Entstehung des Grundgesetzes beteiligt waren, entschieden sich oft dafür, ihre jüdische Identität zu verbergen, wie beispielsweise Walter Strauß von der CDU oder Rudolf Katz von der SPD.

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Die Vision eines jüdischen Ministerpräsidenten wie einst Kurt Eisner in Bayern scheint noch fern. Es bleibt zu hoffen, dass bis zum 100. Geburtstag des Grundgesetzes die Weimarer Errungenschaften der politischen Emanzipation von Juden zurückkehren. Es ist an der Zeit, dass mehr jüdische Bürger den Weg in die Politik finden und ihre Stimme für eine vielfältige und gerechte Demokratie erheben.

Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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