Pflege in Gefahr: Über 1.200 Einrichtungen schließen – Krise spitzt sich zu!

Deutschland - Die Pflegebranche in Deutschland steht vor einer alarmierenden Situation. Seit Anfang 2022 mussten insgesamt 1.264 Pflegeeinrichtungen Insolvenz anmelden oder wurden geschlossen, so der Arbeitgeberverband Pflege. Verbandsgeschäftsführerin Isabell Halletz warnt vor dem Verlust von Pflegeplätzen, obwohl der Bedarf kontinuierlich steigt. Dies betrifft sowohl vollstationäre Einrichtungen als auch ambulante Dienste, die eine bedeutende Rolle im deutschen Gesundheitswesen spielen.

Am 1. April 2025 beantragte der Pflegekonzern Argentum für vier seiner Holdinggesellschaften Insolvenz in Eigenverwaltung. In einem ähnlichen Trend dokumentierte der Arbeitgeberverband Pflege bereits im vergangenen Jahr über 800 Insolvenzen und Schließungen in der Altenpflege, was den Begriff des „Heimsternens“ weiter verstärkt. Präsident Thomas Greiner betont, dass die Krise alle Arten von Einrichtungen betreffe und ein Ende derzeit nicht in Sicht sei.

Ursachen der Krise

Die Herausforderungen in der Pflegebranche sind vielfältig. Argentum nennt spezifische Probleme wie Fachkräftemangel, steigende Betriebskosten, bürokratische Hürden und unzureichende Finanzierungen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zwar im Herbst eine Pflegereform angekündigt, die Pläne wurden jedoch vor dem Bruch der Ampel-Koalition nicht umgesetzt.

Ein zentraler Punkt ist die mangelnde Zahlungsmoral der Krankenkassen. Laut Halletz erhalten viele Pflegeanbieter ihre Zahlungen nicht zeitnah, was zu einer angespannten finanziellen Situation führt. Sozialämter brauchen oftmals Monate, um bei bedürftigen Menschen Eigenanteile zu bewilligen, was die Lage zusätzlich verschärft.

Verschärfung durch äußere Faktoren

Die Probleme in der Pflegebranche haben sich nach der COVID-19-Pandemie noch verschärft. Inflation und gestiegene Energiekosten belasten die Einrichtungen enorm. Gleichzeitig stiegen die Gehälter der Beschäftigten nach Tarifabschlüssen, während die Pflegebedürftigen im Schnitt monatlich 2.871 Euro zu zahlen haben – ein Betrag, der viele überfordert und oft eine Unterstützung vom Sozialamt erfordert.

Insbesondere seit Januar 2023 haben nahezu 1.100 Pflegeeinrichtungen in Deutschland geschlossen oder ihre Angebote reduziert. Die Caritas und die Diakonie hatten bereits im Jahr 2022 vor den wachsenden Insolvenzen und einem potenziellen Kollaps der stationären Pflege gewarnt. Laut einer Prognose des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der Pflegebedürftigen in den nächsten 20 Jahren um 1,8 Millionen steigen, was die dringende Notwendigkeit einer stabilen Versorgungsstruktur unterstreicht.

Fazit und Ausblick

Trotz des bestehenden Personalmangels und der tatsächlich leerstehenden Pflegebetten werden weiterhin neue Einrichtungen geplant und eröffnet. Der Verdrängungswettbewerb auf dem Pflegemarkt betrifft besonders die kleinen und mittleren Anbieter, die unter den gegebenen Bedingungen oft nicht überlebensfähig sind. Die zukünftige Entwicklung des Marktes wird maßgeblich durch die Nachfrage nach Heimplätzen und die Verfügbarkeit von Pflegekräften bestimmt. Die Branche steht vor herausfordernden Zeiten, und es bedarf dringender Maßnahmen, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Auch die Aussage von Greiner, dass die „bundesweite Versorgungskrise“ sich weiter verschärfen könnte, gibt Anlass zur Besorgnis.

Für weitere Informationen dazu lesen Sie den Artikel von ZVW und Süddeutsche.

Details
Vorfall Insolvenz
Ursache Fachkräftemangel, steigende Betriebskosten, bürokratische Hürden, unzureichende Finanzierung, mangelnde Zahlungsmoral der Kassen
Ort Deutschland
Quellen