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Frankfurt: Seyla Benhabib fordert Dialog gegen die Identitätskrise

Seyla Benhabib wurde am 11. September in der Paulskirche Frankfurt mit dem Adorno-Preis ausgezeichnet und betonte in ihrer Dankesrede die Bedeutung des Dialogs in Zeiten von Konflikten und Identitätsdenken, während sie auf die Lehren von Theodor W. Adorno und ihre eigene Verbindung zur Frankfurter Schule hinwies.

In einer bewegenden Rede in der Frankfurter Paulskirche hat die renommierte Philosophin Seyla Benhabib den Adorno-Preis entgegengenommen und die Brisanz von Theodor W. Adornos Ideen in der heutigen Zeit betont. Benhabib, die 1950 als Tochter jüdischer Eltern in der Türkei geboren wurde und inzwischen in den USA lehrt, stellte klar, dass die Herausforderungen unserer Zeit – Migration, Klimawandel und ökonomische Nöte – von identitären Haltungen geprägt sind. Doch für sie ist der einzige Ausweg der Dialog! Eine „erweiterte Denkungsart“ muss her, die unterschiedliche Sichtweisen und Lebensweisen akzeptiert und respektiert.

„Wir müssen die Unterschiede aushalten!“, rief Benhabib und erinnerte an die Philosophie der Frankfurter Schule, vor allem an die Lehren von Adorno, Horkheimer und Walter Benjamin. Ihr persönlicher Leitstern bleibt jedoch die herausragende Denkerin Hannah Arendt. Benhabib, die in ihren jungen Jahren mitsamt ihrer Philosophie nach Frankfurt kam, beschrieb die Stadt als ein Zentrum des Denkens und der Auseinandersetzung, wo Überlegungen zur Identität und Solidarität führend waren.

Die Bedeutung der Frankfurter Schule

Mit Leidenschaft erinnerte sie sich an ihre Zeit beim Max-Planck-Institut und an die prägenden Doktorandenseminare bei Jürgen Habermas, der im selben Jahr den Adorno-Preis erhielt. „Frankfurt war ein Ort der Begegnung für junge Menschen mit unterschiedlichen Ansichten!“, hielt Benhabib fest. Man diskutierte über den Vietnamkrieg und die Situation in Palästina, aber auch darüber, wie ein Leben nach dem Holocaust in Deutschland möglich sein könnte. Dies verdeutlichte, wie lebendig die Philosophie der Frankfurter Schule war.

Ihr Laudator, der Wissenschaftshistoriker Martin Jay, lobte Benhabibs Philosophie als greifbar und relevant für heutige Probleme. „Eine Philosophin, die nicht nur als Lehrerin erfolgreicher Studenten in Erinnerung bleibt, sondern deren Ideen echte Relevanz für die Realität besitzen!“, bemerkte er beeindruckt. Die Diskussionen um Nancy Fraser und andere Philosophen zeigten, dass man nicht die politische Haltung aller Denker teilen müsse, die man schätzt.

Ein Aufruf zur Solidarität

Mit kraftvollen Worten adressierte Benhabib die drängenden Probleme der Gegenwart: Kriege, Migration und wachsender sozialer Ungleichheit. Sie forderte, dass diese Realität nicht in Ausgrenzung und Nicht-Solidarität führen dürfe. „Die negative Universalität unserer gegenwärtigen Bedingungen in eine nicht-identitäre Solidarität zu verwandeln“ – das ist das Vermächtnis von Adorno, das sie eindringlich in den Raum stellte.

Mit dem Adorno-Preis, der mit satten 50.000 Euro dotiert ist und seit 1977 jährlich am 11. September vergeben wird, hat die Stadt Frankfurt eine bedeutende Stimme in der Philosophie ausgezeichnet. Benhabibs Dankesrede wird sicherlich lange in Erinnerung bleiben. Ihre Forderung nach mehr Verständnis und Austausch könnte nicht aktueller sein!

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