Wirtschaft

Krieg als Wirtschaftsmotor: Russlands Wachstum trotz Ukraine-Konflikt – Einblicke eines Ökonomen

Rätselhafte Abhängigkeit: Wie der Ukraine-Krieg Russlands Wirtschaft beeinflusst

Russlands Wirtschaft erlebt ein paradoxes Phänomen: Trotz des andauernden Ukraine-Krieges und den verhängten Sanktionen verzeichnet sie ein Wachstum. Im dritten Quartal des Vorjahres stieg das Bruttoinlandsprodukt um 5,5 Prozent, und für das laufende Jahr wird ein Wachstum von 2,8 Prozent prognostiziert. Experten sind sich einig, dass dieses Wachstum nicht trotz des Krieges, sondern aufgrund dessen stattfindet. Ökonom Renaud Foucart betont, dass der Ukraine-Krieg ein entscheidender Faktor für das Wirtschaftswachstum Russlands ist, da das Land mittlerweile stark von diesem Konflikt abhängig ist.

Der Krieg in der Ukraine hat die russische Wirtschaft maßgeblich transformiert. Der Staat investiert rund 40 Prozent seines Haushalts in den Krieg. Zudem fließen die Soldatengehälter, Ausrüstungsbeschaffungen und Entschädigungen für Verletzte oder Gefallene direkt in das Bruttoinlandsprodukt. Trotz dieser Faktoren vernachlässigt die Regierung andere Wirtschaftsbereiche, die unter dem Krieg leiden. Insbesondere der Mangel an Fachkräften und fehlende Direktinvestitionen belasten die Wirtschaft zunehmend.

Laut Experten besteht für Russland kein Anreiz, den Krieg zu beenden, da ein möglicher Sieg keine wirtschaftlichen Vorteile mit sich bringen würde. Die enormen Kosten für den Wiederaufbau und die langfristige Sicherung der Ukraine wären nicht zu stemmen. Zudem würde Russland aufgrund der Isolation vom Weltmarkt nur noch von China abhängig sein. Eine lang andauernde Pattsituation könnte für Russland daher die einzige Möglichkeit sein, einen totalen wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern. Experten sind sich einig, dass das Regime in Russland weder gewinnen noch verlieren kann.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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