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„VW unter Druck: Schließt der Auto-Riese Werke in Deutschland?“

Volkswagen-Chef Oliver Blume beschreibt die wirtschaftliche Krise des Unternehmens am 8. September 2023 als alarmierend und warnt vor möglichen Arbeitsplatzabbauten und Werksschließungen, während der Druck durch steigende Konkurrenz aus Asien wächst und die EU-Absatzzahlen sinken, was weitreichende Folgen für die gesamte deutsche Automobilindustrie haben könnte.

Inmitten steigender Unsicherheiten in der Automobilbranche sieht sich der Volkswagen-Konzern mit dramatischen Herausforderungen konfrontiert. Die Probleme sind nicht nur hausgemacht, sondern spiegeln eine tiefere Krise wider, die die gesamte europäische Automobilindustrie betrifft. Oliver Blume, der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, hat die Lage als alarmierend beschrieben. In einem Interview mit „Bild am Sonntag“ erklärte er, dass die Verkäufe in Europa rückläufig sind und gleichzeitig immer mehr Wettbewerber aus Asien auf den Markt drängen. Blume verdeutlichte mit einem Bild, dass „der Kuchen kleiner geworden ist, während wir mehr Gäste am Tisch haben“, was die zunehmende Konkurrenz unterstreicht.

Die Anpassungen des Unternehmens hinsichtlich Personal und Strukturen stehen im Vordergrund, und der Druck auf den Konzern wächst. Blume betonte, dass die Situation bei Volkswagen so ernst sei, dass man nicht einfach nur so weitermachen könne wie bisher. Die damit verbundenen Maßnahmen könnten Arbeitsplatzabbau und Werksschließungen umfassen, obwohl er einen umfassenden Kahlschlag als unwahrscheinlich bezeichnete, da Volkswagen fest zu seinem Standort in Deutschland stehe. Dies sei besonders wichtig, da das Unternehmen über Generationen hinweg das Leben vieler Menschen in der Region geprägt habe.

Reaktionen aus der Politik und von der IG Metall

Die politische Führung zeigt sich besorgt über die Entwicklungen bei Volkswagen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei einem Besuch in Cuxhaven die Notwendigkeit betont, dass Volkswagen aus dieser Krise gemeinsam Lösungen finden muss. Er zeigte sich optimistisch, dass die Unternehmenskultur von Volkswagen, die früher zu erfolgreichen Krisenbewältigungen geführt hat, auch diesmal zum Tragen kommen kann.

Die IG Metall setzt indes auf neue Ansätze, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Christiane Benner, die Vorsitzende der Gewerkschaft, brachte in einer Tarifkonferenz eine Vier-Tage-Woche ins Gespräch, um Arbeitsplätze zu sichern. „Das kann eine der Optionen sein“, sagte sie und forderte, dass alle Ideen zur Erhaltung der Beschäftigung und der Standorte genutzt werden sollten. Außerdem appellierte sie an das Unternehmen, schnell ins Gespräch zu kommen und Klarheit für die Beschäftigten zu schaffen.

Die Sorgen um Arbeitsplatzsicherheit sind offensichtlich. Die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo äußerte sich während einer Betriebsversammlung, an der rund 25.000 Beschäftigte teilnahmen. Dabei stellte sie klar, dass es mit ihr keine Standortschließungen geben werde und dass alternative Lösungen gefunden werden müssten. Cavallo betonte die Bedeutung der Elektromobilität und kritisierte die Strategiefehler, die zum gegenwärtigen Dilemma führten. „Wir halten Entgeltsteigerungen für wichtig“, fügte die Betriebsratschefin hinzu.

Die IG Metall rechnet mit einer Verschärfung der Auseinandersetzungen, falls Volkswagen am eingeschlagenen Kurs festhält. Thorsten Gröger, der Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen, stellte klar, dass die Problemstellung nicht ignoriert werden dürfe und betonte: „Wir erleben insgesamt in Deutschland eine Deindustrialisierung“.

Volkswagen als Schlüsselakteur der deutschen Wirtschaft

Die Probleme bei Volkswagen sind nicht nur für das Unternehmen selbst bedeutend, sondern haben auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte deutsche Wirtschaft. Carsten Brzeski, der Chefvolkswirt der ING-Bank, merkt an, dass VW als Platzhirsch in der Autoindustrie eine zentrale Rolle spielt. „Wenn der Riese wankt, dann wackelt alles“, sagte er und deutete darauf hin, dass die Automobilindustrie noch immer eine Rückgrat der deutschen Wirtschaft darstellt. Die Bedeutung von Volkswagen wird durch den Vergleich verdeutlicht, dass das Unternehmen für die deutsche Wirtschaft wichtiger ist als der gesamte Außenhandel mit Griechenland.

In Anbetracht all dieser Herausforderungen hat Bundeskanzler Olaf Scholz Gespräche mit dem Management von Volkswagen aufgenommen. Er erklärte, dass es entscheidend sei, die Probleme der Automobilindustrie zu lösen, ohne dass sich die Bundesregierung direkt einmischt. Der Fokus liege darauf, alle betroffenen Stakeholder in den Prozess einzubeziehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um Arbeitsplätze zu sichern und die Standorte zu stabilisieren.

Angesichts der erheblichen Herausforderungen, mit denen Volkswagen konfrontiert ist, bleibt abzuwarten, wie das Unternehmen und die relevanten Akteure auf diese Dynamiken reagieren werden. Die kommenden Wochen und Monate dürften entscheidend dafür sein, ob Volkswagen seine Position als führender Automobilhersteller aufrechterhalten kann und gleichzeitig seine Belegschaft sowie die Standorte in Deutschland sichern kann.

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