Wissenschaft

WissZeitVG Reform: Herausforderungen und Auswirkungen durch Post-Doktorandin Roxana Cremer

Die Misere des Wissenschaftsbetriebs: Ein Blick hinter die Kulissen mit Roxana Cremer

Im kürzlich veröffentlichten Artikel „WissZeitVG – Dem wissenschaftlichen Nachwuchs geht die Luft aus“ wurden die Standpunkte des Vereins „RespectScience“ und des Mittelbaus der Universität Leipzig zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) diskutiert. Roxana Cremer, eine Post-Doktorandin (Ph.D.) am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig und stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte, äußerte zudem ihre Perspektive zu den Herausforderungen, die die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes mit sich bringt.

Als Postdoc ist man nach der Promotion häufig in befristeten Forschungspositionen tätig, was eine hohe Unsicherheit bezüglich zukünftiger Beschäftigungsmöglichkeiten mit sich bringt. Diese Ungewissheit über die Zukunft kann zu einer permanenten Anspannung führen, da Postdocs ständig bestrebt sind, sich immer weiter zu verbessern und durch zusätzliche Leistungen die Chancen auf eine Folgeanstellung zu erhöhen. Der Druck, sich kontinuierlich zu beweisen und die Belastung, auch außerhalb regulärer Arbeitszeiten zusätzlich zu arbeiten, um im Wettbewerb um neue Positionen zu bestehen, sind für viele Postdocs belastend.

Die Reform des WissZeitVG, die darauf abzielt, den Wissenschaftsstandort Deutschland attraktiver zu gestalten, wird von Cremer kritisch betrachtet. Insbesondere die verkürzte Höchstdauer von befristeten Verträgen von sechs auf vier Jahre steht in der Kritik, da dies die bereits prekäre Beschäftigungssituation im wissenschaftlichen Bereich weiter verschärfen könnte. Die Unsicherheit über die Zukunft und die mangelnde finanzielle Stabilität nach Ablauf befristeter Verträge sorgen für Zukunftsängste bei vielen Postdocs.

Ein weiterer Aspekt, den Cremer anspricht, sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede im wissenschaftlichen Bereich, die durch die Befristung von Beschäftigungsverhältnissen verstärkt werden. Insbesondere Frauen sind von den Auswirkungen der Befristungen betroffen, da sie oft in unsicheren Positionen arbeiten und aufgrund familiärer Verpflichtungen möglicherweise weniger flexibel in Bezug auf Standortwechsel und zeitliche Bindungen sind. Die Reform des WissZeitVG könnte somit dazu beitragen, den bereits bestehenden Geschlechterungleichheiten im Wissenschaftsbereich zu verstärken.

Insgesamt sieht Cremer die Notwendigkeit einer grundlegenden Überarbeitung des Wissenschaftssystems, um die Attraktivität und Diversität in der Wissenschaft zu erhöhen. Ein Mittelbau zwischen Professoren und Studierenden sowie mehr feste Stellen mit flexibleren Arbeitszeitmodellen könnten dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen für Nachwuchswissenschaftler zu verbessern und langfristige Perspektiven im wissenschaftlichen Bereich zu schaffen. Die Forderung nach einer verstärkten Interessenvertretung der Wissenschaftler durch Gewerkschaften wird ebenfalls von Cremer unterstrichen, um gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten und langfristige Veränderungen im Wissenschaftssystem anzustoßen.

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Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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