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Wie oft ist gesund? Wissenschaftler klären die Stuhlgang-Häufigkeit auf

Die Forschung von amerikanischen Wissenschaftlern zeigt, dass die Häufigkeit des Stuhlgangs – idealerweise ein- bis zweimal täglich – entscheidend für die Darmgesundheit und die Vorbeugung chronischer Krankheiten ist, wobei die Ergebnisse aus einer Studie mit 1.400 Erwachsenen in Seattle stammen und am 18. August 2024 veröffentlicht wurden.

Regelmäßiger Stuhlgang ist mehr als nur eine alltägliche Aktivität; er hat einen bedeutenden Einfluss auf unsere Gesundheit. Eine neue Studie von US-amerikanischen Forschern gibt Aufschluss darüber, wie eng die Häufigkeit von Stuhlentleerungen mit der Entwicklung chronischer Krankheiten verknüpft ist.

Die Untersuchung, durchgeführt vom Institut für Systembiologie (ISB) in Seattle, analysierte die Daten von rund 1.400 Erwachsenen. Dabei wurde festgestellt, dass die ideale Frequenz an Stuhlgängen zwischen ein- bis zweimal täglich liegt. Mit einem Bezug auf die veröffentlichten Ergebnisse im Fachjournal Cell Reports betonen die Wissenschaftler, dass weniger als einmal pro Woche mit gesundheitlichen Problemen assoziiert sein kann.

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Wichtige Ergebnisse der Studie

Die Studie zeigt, dass Faktoren wie Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index (BMI) entscheidend für die Stuhlhäufigkeit sind. Auch das Essverhalten, insbesondere die Zufuhr von Ballaststoffen, sowie das Trinkverhalten und die körperliche Betätigung spielen eine Rolle für eine gesunde Darmfunktion. Sean Gibbons, leitender Studienautor, beschreibt eine Stuhlhäufigkeit von ein- bis zweimal täglich als Indikator für einen gesunden Lebensstil und geringeres Risiko chronischer Erkrankungen.

Interessanterweise wurde bei Teilnehmern, die diese Frequenz erreichten, ein besonders hoher Anteil an ballaststofffermentierenden Darmbakterien festgestellt, die für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt sind. Im Gegensatz dazu wiesen Personen mit Durchfall oder Verstopfung eine höhere Anzahl von Bakterien auf, die häufig mit dem oberen Magen-Darm-Trakt in Verbindung stehen. Dies ist ein wichtiger Hinweis darauf, wie der Zustand des Mikrobioms und die allgemeine Gesundheit miteinander verknüpft sind.

Doch die Folgen sind nicht nur theoretischer Natur. Insbesondere bei Verstopfung konnte eine erhöhte Konzentration von schädlichen Substanzen im Darm nachgewiesen werden, die möglicherweise zu Nierenschäden führen können. Bei Durchfall hingegen konnten hohe Entzündungswerte im Blut und Einschränkungen der Leberfunktion festgestellt werden. Diese Erkenntnisse verdeutlichen die weitreichenden Effekte, die eine Abweichung von der normalen Stuhlhäufigkeit haben kann und die Frage aufwerfen, wie wir auf solche Veränderungen reagieren sollten.

Eine alarmierende Verbindung zwischen Stuhlgang und chronischen Krankheiten

Die Studie legt nahe, dass eine unzureichende Stuhlentleerung nicht nur unangenehme Symptome verursachen kann, sondern auch mit ernsten chronischen Erkrankungen wie Nierenerkrankungen und sogar Demenz in Verbindung gebracht wird. Die Forscher verweisen auf frühere Studien, die zeigen, dass eine verlängerte Verweildauer von Stuhl im Darm die Fermentation von Proteinen und die Produktion von toxischen Stoffen begünstigt. Diese Toxine können durch die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf eindringen und so das Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöhen. Übergewichtigen und unter Druck stehenden Personen wird geraten, ihre Stuhlfrequenz im Auge zu behalten und gegebenenfalls eine gesunde Ernährungsweise anzustreben.

Die Bedeutung dieser Erkenntnisse erstreckt sich über das individuelle Wohlbefinden hinaus. Sie thematisiert grundsätzliche Fragen zu Ernährung und Lebensstil, die in der heutigen Zeit von großer Relevanz sind. So könnte eine rechtzeitige Intervention bei unregelmäßigen Stuhlgängen eine präventive Maßnahme gegen schwerwiegende gesundheitliche Probleme darstellen.

Die Ergebnisse der Studie rufen zur Achtsamkeit auf; gerade in einer Gesellschaft, die oft wenig über die eigenen Körperfunktionen reflektiert. Um gesund zu bleiben, ist es essenziell, auf die Signale des Körpers zu hören und bei Schwierigkeiten umgehend zu handeln. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse machen deutlich, dass Stuhlgang nicht nur eine körperliche Notwendigkeit darstellt, sondern auch ein entscheidender Indikator für die allgemeine Gesundheit sein kann.

Diese Forschungsergebnisse tragen dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung eines gesunden Mikrobioms und regelmäßigen Stuhlgangs zu schärfen. Die Gesellschaft sollte sich verstärkt mit diesen Themen auseinandersetzen, um präventiv gegen die Risiken chronischer Erkrankungen vorzugehen.

Neben der Häufigkeit des Stuhlgangs spielt auch die Qualität der Stuhlproben eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der allgemeinen Gesundheit. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Stuhlbeschaffenheit (Konsistenz) und andere Faktoren wie die Farbe und der Geruch ebenfalls Hinweise auf den Gesundheitszustand eines Menschen geben können. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen kann dazu beitragen, eine gesunde Stuhlqualität zu fördern, was wiederum das Risiko der Entwicklung chronischer Erkrankungen reduzieren kann. Laut einer Umfrage von [der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin](https://dge.de) nehmen die meisten Menschen im Alltag nicht genug Ballaststoffe zu sich, was sich negativ auf ihre Verdauungsgesundheit auswirken kann.

In den letzten Jahren hat das Bewusstsein für die Bedeutung einer gesunden Ernährung und deren Zusammenhang mit der Darmgesundheit zugenommen. Experten raten dazu, mehr Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte in die tägliche Ernährung zu integrieren. Dies sind alles Lebensmittel, die reich an Ballaststoffen sind und eine gesunde Darmflora unterstützen. Eine Studie des [Robert-Koch-Instituts](https://www.rki.de) zeigte, dass die Deutsche Bevölkerung wenige der empfohlenen 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag konsumiert, was zu einer Zunahme von Verdauungsproblemen und zu chronischen Erkrankungen führen kann.

Die gesellschaftlichen Veränderungen, wie zum Beispiel ein hektischer Lebensstil, können zudem das Essverhalten beeinflussen. Viele Menschen neigen dazu, ungesunde Snacks und Fast Food zu konsumieren, die arm an Ballaststoffen sind. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Häufigkeit und die Qualität des Stuhlgangs. Gesundheitskampagnen zielen darauf ab, das Bewusstsein für diese Zusammenhänge zu schärfen und ein besseres Ernährungsbewusstsein zu fördern.

Zusätzlich zur erwähnten Studie von Sean Gibbons sind zahlreiche andere klinische Studien durchgeführt worden, die sich mit der Rolle des Mikrobioms im Darm beschäftigen. Eine Veröffentlichung im Fachjournal [Nature](https://www.nature.com) legt nahe, dass das Mikrobiom nicht nur die Verdauung beeinflusst, sondern auch mit verschiedenen körperlichen und psychischen Erkrankungen in Verbindung steht. Es gibt Hinweise darauf, dass eine dysbiotische Mikrobiota, also ein Ungleichgewicht der Mikroben im Darm, an der Entstehung von Fettleibigkeit, Diabetes mellitus sowie psychischen Störungen beteiligt ist.

Die Forschung zu den Gesundheitsvorteilen eines gesunden Mikrobioms zeigt, dass Prä- und Probiotika helfen können, die Mikrobiota zu stabilisieren und somit die allgemeine Gesundheit zu fördern. Eine ausgewogene Ernährung bleibt dabei der Schlüssel, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Das Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen Ernährung, Mikrobiom und Gesundheit gewinnt zunehmend an Bedeutung und könnte in Zukunft zu neuen Ansätzen in der Prävention und Therapie von Krankheiten führen.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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