Wissenschaft

Von Geschichte zu Technik: Helmuth Trischler und sein Vermächtnis im Deutschen Museum

Die faszinierende Welt des Helmuth Trischler, Forschungsleiter des Deutschen Museums

Helmuth Trischler Deutsches Museum

Die hohe, alte Eisentür zum Eingang in die Bibliothek des Deutschen Museums ist schwer und zeugt von der Würde und dem Anspruch alten Forschergeistes. Helmuth Trischler, Leiter der Forschungsabteilung, geht jedoch leicht und sehr schnell den Gang weiter zu seinem Büro. Die grüne Isar fließt direkt vorbei. Trischler ist am 29. April 66 Jahre alt und geht in den Ruhestand.

Aber was heißt das schon für ein solches Urgestein des Hauses, für das er 34 Jahre lang gearbeitet hat? Der Professor brennt dafür, ganz verschiedene Wissenschaften zu verbinden – und den Besuchern die Erkenntnisse verständlich zu erklären.

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Herr Trischler, als Sie in München mit dem Studium angefangen hatten, wollten Sie Geschichte- und Deutschlehrer werden. Jetzt leiten Sie seit mehr als 30 Jahren die Forschungsabteilung des Deutschen Museums. Wie konnte das passieren?

Karrieren verlaufen manchmal zufällig. Ich habe immer eine Liebe gehabt sowohl zur Geschichte als auch zur Germanistik. Als ich hier in München studierte, hatte ich bald gemerkt, dass mir das mit der Pädagogik und der Didaktik nicht so viel Spaß macht – aber umso mehr die Inhalte, insbesondere Geschichte.

Die Fassade des Deutsche Museums in München. Foto: Peter Kneffel/dpa(Foto: Peter Kneffel)

So ist der damalige Generaldirektor des Deutschen Museums 1990 auf mich aufmerksam geworden und hat mir einen Job angeboten. Ich muss etwas über Technik und Naturwissenschaften wissen, aber vor allen Dingen: Wie kommt das in die Gesellschaft? Welche Beziehung gibt es zur Politik, zur Wirtschaft, zur Öffentlichkeit?

Das große Ziel des Deutschen Museums ist es, den Besuchern ein Verständnis von Technik zu vermitteln.

Deshalb war und bin ich hier auch genau am richtigen Ort, das fasziniert mich heute noch. Wir haben eine Brückenfunktion für Natur- und Geisteswissenschaft wie etwa die Geschichte.

An was arbeitet Ihre Forschungsabteilung konkret?

Im Museum muss viel gemacht werden, von dem der Besucher oft überhaupt nichts weiß. Wir forschen etwa über die Konservierung und die Restaurierung der Objekte. Die müssen ja so lange und gut erhalten werden wie möglich.

Das Deutsche Museum liegt auf einer Insel, nämlich der Museums-Insel, das war einst eine Kiesbank in der Isar. Diese Insel wird von etwa 620 Beschäftigten betrieben. Wie ist es auf dieser Insel?

Wir sind zwar eine Insel, aber alles andere als abgeschottet. In manchen Monaten kommen mehr als 100.000 Besucher, rund 20.000 Schulklassen sind es im Jahr.

Was finden Sie an Technik und Naturwissenschaft interessant?

Wir leben in einem Technik-Zeitalter und haben eine riesige Sphäre von Technik gebildet, eine Technosphäre.

Die Diversität der Technik ist viel höher als die Biodiversität. Mittlerweile sind ein paar Millionen biologische Arten bestimmt, vielleicht gibt es auch 30 oder 50 Millionen auf der Erde – aber auf keinen Fall 120 Millionen.

Befassen sich die Menschen und die Gesellschaft zu wenig mit Technik? Und werden mögliche Gefahren von neuer Technik übertrieben und die Chancen nicht genug gewürdigt?

Es gibt eine Mär, einen Mythos von der Technikfeindlichkeit Deutschlands.

Manche Menschen stellen diese Entwicklung in Abrede und verbreiten Fake News, also falsche Aussagen.

Der Vertrauensanstieg in die Wissenschaft zeigte sich als ziemlich groß.

Bei der riesigen Menge an heutigem Wissen gibt es so etwas nicht mehr.

Am 29. April gehen Sie in den Ruhestand. Was dann?

Ich arbeite an drei Buchprojekten. In Stockholm möchte ich mal ein paar Monate leben.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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