Wissenschaft

Schutz des traditionellen Wissens: Wipo-Vertrag und die Zukunft der Genetik

Die verborgenen Zusammenhänge zwischen Biopiraterie und globalen Konsumgütern.

Biopiraterie betrifft indigene Völker, die traditionelles Wissen über Heilkräfte seit Jahrtausenden nutzen. Wenn Wissenschaft und Pharmaunternehmen dieses Wissen entdecken, weiterentwickeln und patentieren, sehen die indigenen Völker oft keinen Gewinn. Ein internationales Abkommen soll die Patentrechte an genetischen Ressourcen und traditionellem Wissen regeln. Beispiele für Biopiraterie sind die Herstellung von Bleichmitteln für Jeans aus Organismen eines kenianischen Salzsees und die Verwendung von Stevia als Süßungsmittel, ohne dass die indigenen Bauern davon profitieren.

Es ist nicht möglich, Pflanzen oder Organismen, die in der Natur vorkommen, zu patentieren. In westlichen Ländern wie Deutschland ist der Zugang zu genetischen Ressourcen frei, jedoch gibt es dennoch Kritik an westlichen Unternehmen, die „gestohlene“ Güter kommerzialisieren, ohne die Herkunftsländer angemessen zu beteiligen. Das internationale Nagoya-Protokoll regelt seit zehn Jahren die Gewinnbeteiligung bei der Nutzung genetischer Ressourcen für vermarktungsfähige Produkte. Dennoch sind die Verfahren kompliziert, und nicht alle halten sich an die Regeln.

Die Nutzung der biologischen Vielfalt ist entscheidend für die Entwicklung von Heilmitteln und Lösungen für gesellschaftliche Probleme. Allerdings können zu viele Auflagen die wissenschaftliche Forschung einschränken. Wissenschaftler kämpfen für maximale wissenschaftliche Freiheit, während sie auch die faire Teilhabe von Ländern und Menschen, die früher ausgebeutet wurden, unterstützen. Die Herausforderung besteht darin, eine gerechte Beteiligung an den Ressourcen zu gewährleisten, ohne die Forschung zu behindern.

Aktuelle Herausforderungen bestehen im Umgang mit gentechnischen Verfahren, die es ermöglichen, Wirkstoffe von Pflanzen digital nachzubilden. Solche „digitalen Sequenzinformationen“ sind nicht Gegenstand des Nagoya-Protokolls oder des Wipo-Vertrags. Es bedarf weiterer Verhandlungen, um eine gerechte Lösung zu finden und sicherzustellen, dass die Herkunftsländer angemessen von der Nutzung profitieren.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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