Das Auftauen der Permafrostböden in arktischen Regionen stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Lebensweise von bis zu drei Millionen Menschen dar. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Journal „Communications Earth and Environment“, zeigt, dass die Probleme, die mit dem Tauen des Bodens einhergehen, bereits in vollem Gange sind. Forscher aus Österreich, Dänemark und Schweden haben über mehrere Jahre hinweg verschiedene arktische Gebiete in Europa, Amerika und Asien untersucht, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Permafrost zu analysieren. Die Hauptautorin Susanna Gartler beschreibt die Situation als eine sich bereits fortschreitende Entwicklung und hebt hervor, dass das Tauen des Untergrunds verheerende Folgen haben kann.
Zu den zentralen Risiken zählen die Zerstörung der Infrastruktur, Probleme beim Transport und die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser. Tauch-Testąbliche Schäden an Wohngebäuden und Versorgungseinrichtungen sind die Folge von Erosion und Erdrutschen. Ein prägnantes Beispiel ist der Erdrutsch in Nuugaatsiaq, Grönland im Jahr 2017, der einen Tsunami verursachte und massive Schäden hinterließ.
Globale Konsequenzen des Tauen
Das Auftauen des Permafrosts hat jedoch nicht nur lokale Auswirkungen. Laut Forschern führt die Freisetzung schädlicher Stoffe aus alten Öl- und Gasgruben zu einer erhöhten Gefährdung der Umwelt und der menschlichen Gesundheit. Zudem werden beim Tauprozess Mikroorganismen aktiv, die Kohlenstoff in Form von Treibhausgasen wie CO2 und Methan freisetzen. Diese Gase verstärken den Klimawandel, da Methan über einen Zeitraum von 100 Jahren 28-mal stärker wirkt als CO2. Die Arktis erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt, was das Tauen des Permafrosts beschleunigt und die Risiken in den betroffenen Gebieten erhöht. Prognosen deuten darauf hin, dass der Permafrost bis 2050 nahezu vollständig verschwunden sein könnte, was weitreichende Folgen für das globale Klima hat.
Die aktive Schicht des Permafrosts taut im Sommer, was nicht nur die Vegetation verändert, sondern auch zur Bildung von Thermokarst führt, einer Form der Erosion, die charakteristische Senken im Gelände erzeugt. Die Arktis spielt eine Schlüsselrolle im globalen Kohlenstoffhaushalt: Der Permafrost speichert doppelt so viel Kohlenstoff wie die Atmosphäre. Ein Verlust dieses Kohlenstoffs könnte die CO2-Aufnahmekapazität des arktischen Ozeans erheblich verringern und die Gesundheit mariner Ökosysteme gefährden.
Kultur und Anpassungsfähigkeit der indigenen Völker
Die Menschen in den betroffenen Regionen, viele davon indigene Völker, sind jedoch nicht nur zu Opfern der Natur, sondern auch zu Zeugen des Wandels geworden. Ihre traditionelle Lebensweise, stark verbunden mit Jagd und Fischerei, wird durch abrutschende Hütten und Zerstörung von Lebensräumen bedroht. Trotz dieser Herausforderungen äußern viele Bewohner Zuversicht, dass sie an ihrem Wohnort bleiben können. Sie betonen ihre Anpassungsfähigkeit an Veränderungen, die über Jahrtausende gewachsen ist. Diese resiliente Haltung könnte eine wichtige Grundlage sein, um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern.
Die komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Arktischen Ökosystem und dem globalen Klima bedürfen effektiver Forschungsansätze. Klimaforscher helfe mithilfe von Erdsystemmodellen, um die Effekte des Tauen genauer zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zur Minderung der Risiken zu finden. Projekte wie „Q-Arctic“ des Max-Planck-Instituts für Meteorologie zielen darauf ab, die relevanten biogeochemischen Prozesse in den Klimamodellen besser abzubilden und die zukünftige Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Permafrost besser zu verstehen.
Insgesamt verdeutlicht die Studie die dringende Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen und die Resilienz der betroffenen Gemeinschaften zu stärken. Die globalen Folgen des Tauen des Permafrosts betreffen alle und erfordern kollektive Anstrengungen zur Bewältigung der Herausforderungen, die auf uns zukommen.
Für weitere Informationen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die arktischen Regionen lesen Sie die Artikel auf Süddeutsche, Max-Planck-Institut und Wissenschaft.de.