Qualitativ hochwertige Forschung in der psychologischen Wissenschaft ist für viele Nachwuchswissenschaftler:innen eine Herausforderung. Ein neues Projekt hat das Ziel, diese Hürden abzubauen. Der interaktive Ressourcennavigator ARIADNE wurde entwickelt, um die Nutzung und Suche in einer dynamisch aktualisierten Ressourcendatenbank zu erleichtern. Diese Initiative wird im Rahmen einer Zusammenarbeit von Professor Dr. Alexander Lischke am Institut für Psychologie präsentiert. Laut medicalschool-hamburg.de ist es ein großes Problem, dass Institutionen zwar ausgewählte Ressourcen zur Unterstützung von Forschenden bereitstellen, diese jedoch oft teuer sind oder schwer zu finden und zu vergleichen.
Die durch ARIADNE bereitgestellte Datenbank enthält eine wachsende Liste nützlicher Ressourcen und ist vollständig frei zugänglich. Dies schafft gleiche Bedingungen für Forschende, die oft aus benachteiligten Ländern oder Institutionen kommen, und fördert somit eine offene, faire und reproduzierbare Forschung in der psychologischen Wissenschaft. Ein aktuelles Paper demonstriert den Einsatz von ARIADNE in einem Standard-Forschungsprojekt, welches im Journal „Advances in Methods and Practices in Psychological Science“ veröffentlicht wurde.
Unterstützung für Forschende
Die Entwicklung von ARIADNE fällt in einen größeren Kontext, in dem die psychologische Forschung zunehmend unter Druck steht. Große Replikationsprojekte wie ManyLabs und das Reproducibility Project Psychology haben die sogenannte „Replikationskrise“ aufgezeigt. Viele Ergebnisse aus der psychologischen Forschung lassen sich nicht wiederholen, was die Notwendigkeit für eine transparente und offene Wissenschaft (Open Science) in den Vordergrund rückt. Als Reaktion auf diese Herausforderungen wurden Richtlinien wie die TOP-Kriterien entwickelt, die Transparenz- und Offenheitsstandards definieren. Über 100 Journale haben diese bereits unterzeichnet, und ein Open Science Committee wurde gegründet, um diese Standards weiter zu unterstützen, wie psychologie.de berichtet.
Open Science umfasst einen offenen und transparenten Umgang mit allen Phasen empirischer Forschung. Es schließt die Verfügbarmachung wissenschaftlicher Erkenntnisse durch Open Access ein, wodurch die Reproduzierbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Forschungsergebnissen verbessert werden sollen. Die Voraussetzungen dafür sind eine transparente Dokumentation von Fragestellungen, theoretischem Hintergrund und Hypothesen. Auch Empfehlungen wie Poweranalysen zur Schätzung der Stichprobengröße oder die Förderung von Replikationsstudien stehen im Mittelpunkt dieses Ansatzes.
Reform der Forschungsstandards
Zusätzlich wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, fragwürdige wissenschaftliche Praktiken zu identifizieren und zu reduzieren. Eine Umfrage unter Psychologiestudierenden hat ergeben, dass bis zu zwei Drittel von ihnen fragwürdige Praktiken anwenden, was die Replikationskrise zusätzlich intensiviert. Open Science fordert daher die Zunahme von Replikationsstudien und ein höheres Ansehen für die Replikationsforschung. Die Entwicklung von ARIADNE kann als Teil dieser Bewegung angesehen werden, um die Forschungslandschaft in der Psychologie zukunftsorientiert zu gestalten und Nachwuchswissenschaftler:innen den Zugang zu notwendigen Ressourcen zu erleichtern, wie die Universität Greifswald betont.
Insgesamt bietet ARIADNE nicht nur einen praktischen Nutzen für Forschende, sondern stellt auch einen Schritt in Richtung Veränderung und Verbesserung der wissenschaftlichen Praktiken in der Psychologie dar. Der Zugang zu wichtigen Ressourcen wird dadurch erleichtert, was letztlich der Qualität der Forschung zugutekommt und einen positiven Einfluss auf die gesamte Disziplin haben könnte.