Laut Marcel Fratzscher, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, ist die Gleichstellung der Bezahlung von Männern und Frauen in Deutschland noch weit entfernt. Er betont, dass eine gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit in absehbarer Zeit nicht realistisch ist. Fratzscher sieht in der Erwerbstätigkeit von Frauen das größte ungenutzte wirtschaftliche Potenzial. Eine bessere Bezahlung und eine höhere Beschäftigung von Frauen könnten dazu beitragen, Fachkräftemangel zu reduzieren.
Ein Hindernis für Frauen, die gerne mehr arbeiten würden, sind laut Fratzscher jedoch unzureichende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Zudem geben das Ehegattensplitting und Minijobs wenig Anreize für Frauen, nach der Familiengründung mehr Stunden zu arbeiten. Selbst in Vollzeit gibt es große Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern. Drei von vier Frauen in Vollzeit verdienen laut Statistischem Bundesamt deutlich weniger als Männer, wobei 40 Prozent der betroffenen Frauen mindestens 30 Prozent weniger verdienen. Insgesamt verdienen nur 26 Prozent der Frauen in Vollzeit genauso viel oder mehr als Männer.
Die Unterschiede in den durchschnittlichen Bruttoverdiensten je Stunde zwischen Männern und Frauen sind ebenfalls deutlich. Im Jahr 2023 betrug der Durchschnittsverdienst bei Männern 26,63 Euro, während Frauen nur 22,54 Euro verdienten. Dies lässt sich teilweise durch die unterschiedliche Verteilung auf Berufe erklären, wobei häufig von Frauen ausgeübte Berufe niedrigere Stundenlöhne aufweisen. Trotz EU-Regeln, die gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit vorschreiben, besteht in Deutschland weiterhin eine Gender Pay Gap. Die 2023 vereinbarte EU-Entgelttransparenzrichtlinie soll helfen, diese Lücke zu verringern.