Bei Rückenschmerzen oder Migräne greifen viele Menschen zu Schmerzmitteln in der Hoffnung auf Linderung. Doch nicht alle Personen erfahren die gleiche Wirksamkeit dieser Medikamente. Einige reagieren gar nicht oder nur schwach auf bestimmte Schmerzmittel. Forscher haben nun enthüllt, dass die individuelle Schmerzempfindung und Reaktion auf Medikamente genetisch bedingt ist.
Wissenschaftler der Harvard Medical School in Boston haben herausgefunden, dass Gene eine Rolle in der Schmerzempfindung spielen. Bestimmte Genvarianten können Menschen weniger empfindlich gegenüber akuten Schmerzen machen und sie weniger anfällig für chronische Schmerzen werden lassen. Diese Gene beeinflussen auch, wie der Körper auf Medikamente reagiert, indem sie Proteine kontrollieren, die den Abbau von Wirkstoffen im Körper regulieren.
Es wurde festgestellt, dass die Aktivität dieser Proteine je nach den genetischen Variationen einer Person unterschiedlich ist. Daher kann es vorkommen, dass Schmerzmittel bei einigen Personen nur begrenzt oder gar nicht wirken. Dies liegt daran, dass Medikamente bei manchen Menschen schneller oder langsamer abgebaut werden. Ein personalisierter Ansatz bei der Medikamenteneinnahme könnte helfen, unerwünschte Nebenwirkungen zu reduzieren.
In einer Studie des Leiden University Medical Center (LUMC) wurde beobachtet, dass Patienten, deren Medikamentendosis anhand ihrer DNA angepasst wurde, um 30 Prozent weniger schwere Nebenwirkungen hatten. Mediziner setzen zunehmend auf Genuntersuchungen, um die Sicherheit der Medikamenteneinnahme zu erhöhen. Das Konzept einer individuell angepassten Medikamentendosis könnte die Zukunft der Medizin sein und möglicherweise dazu beitragen, unerwünschte Reaktionen auf Medikamente zu minimieren.
Genuntersuchungen sind jedoch derzeit kostenintensiv, weshalb Experten wie Prof. Dr. Matthias Schwab die Einführung eines von den Krankenkassen finanzierten DNA-Medikamentenpasses befürworten. Dies könnte es ermöglichen, Arzneimittel aufgrund der genetischen Informationen einer Person zu verschreiben, um das Risiko von Nebenwirkungen zu verringern. Dieser Ansatz könnte besonders wertvoll für die vielen Schmerzpatienten in Deutschland sein, von denen 20 bis 30 Prozent von chronischen Schmerzen betroffen sind.