Wissenschaft

Die geheimnisvolle Welt der Hundenasen: Genetik, Gene und Geruchssinn

Die geheimnisvolle Welt der Hundenasen: Neue Erkenntnisse über das Spürtalent beim Riechen von Rasse zu Rasse

Die Frage, ob sich das Spürtalent von Hunden beim Riechen von Rasse zu Rasse unterscheidet, hat lange für Diskussionen gesorgt. Eine Forschungsgruppe unter der Leitung von William Murphy von der Texas A&M University hat nun eine überraschende These aufgestellt. Laut ihren Erkenntnissen beruhen die bekannten Unterschiede zwischen den Rassen bei Geruchserkennungsaufgaben nicht auf spezifischen Riechfähigkeiten, sondern auf angezüchteten Verhaltensmerkmalen wie Motivation und Trainierbarkeit.

Der überdurchschnittliche Geruchssinn von Hunden wird oft auf verschiedene Faktoren zurückgeführt, darunter die hohe Anzahl an Riechzellen in der Nasenschleimhaut, das Fluten des Mundraums mit Luft beim Schnüffeln und die komplexe Verarbeitung von Gerüchen im Gehirn. Forscher schätzen, dass Hunde bis zu 1000-mal empfindlicher riechen können als Menschen.

Inzidenztracker

In der Forschung über Hunde und ihren Geruchssinn gibt es einige Schwierigkeiten. Es ist unklar, wie Hunde Gerüche chemisch wahrnehmen und was genau sie verfolgen, wenn sie eine Spur aufnehmen. Zudem gestalten sich Untersuchungen der Gehirnaktivität beim Riechen mittels Hirnscans aufgrund des Stresslevels der Tiere schwierig.

Um die Riechfähigkeit von Hunden genetisch zu untersuchen, analysierte die Forschungsgruppe um Murphy das Erbgut von 30 verschiedenen Hunderassen. Dabei fanden sie weniger funktionsfähige Gene für Geruchsrezeptoren im Vergleich zu Wölfen und Kojoten. Die Untersuchung der Genexpression und strukturelle Messungen an Schädeln ergaben jedoch keine klaren Hinweise auf Rassenspezifika in Bezug auf den Geruchssinn.

Juliane Bräuer vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena unterstützt die Erkenntnisse der Studie. Sie betont, dass die meisten Hunderassen erst in den letzten 200 Jahren entstanden sind und die Unterschiede im Geruchssinn möglicherweise auf die Motivation zum Riechen zurückzuführen sind, anstatt auf spezifische genetische Merkmale. Die Ergebnisse der Forschung weisen darauf hin, dass die Annahme, dass Geruchsmerkmale durch gezielte Zucht manipuliert wurden, überdacht werden sollte.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"