Wie hat sich unser Denken und damit unser Blick auf die Welt im Laufe der Zeit verändert? Die kognitive Entwicklung der Menschheit wurde vor allem durch Veränderungen des Gehirns geprägt. Von vor etwa zwei Millionen Jahren bis zum ersten Auftreten des Homo sapiens in Afrika vor 300.000 Jahren lässt sich eine Entwicklung hin zu einem größeren und komplexeren Denkorgan beobachten. In den letzten 35.000 Jahren scheint dieser Prozess jedoch zu stagnieren, und die Veränderungen in Wahrnehmung und Denken sind nicht physiologisch begründet.
Michael Schmidt-Salomon, Philosoph und Autor, vertritt die These, dass die Menschheit in ihrer jüngeren Geschichte vor allem durch große Denker und deren Umfeld vorangebracht wurde. Ideen sind demnach das Ergebnis eines Zusammenspiels von Persönlichkeit, Ort, Zeit und Umfeld. In seinem Buch „Die Evolution des Denkens“ stellt er zehn wichtige Persönlichkeiten vor, die unser modernes Weltbild nachhaltig geprägt haben. Zudem wirft er einen Blick auf mögliche Veränderungen in der Zukunft.
Bei der Auswahl der Persönlichkeiten betont Schmidt-Salomon, dass bahnbrechende Ideen nie allein von einer Person im luftleeren Raum entstehen. Es handelt sich nicht um die zehn wichtigsten, sondern lediglich um zehn bedeutende Persönlichkeiten. Allerdings fällt auf, dass die Liste vorwiegend Persönlichkeiten der westlichen Hemisphäre enthält und Frauen deutlich unterrepräsentiert sind. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass gewisse Voraussetzungen erfüllt sein mussten, damit freies Denken und neue Gedanken eine Epoche nachhaltig prägen konnten.
In Zeiten des Kolonialismus und patriarchaler Strukturen hatten Frauen und Menschen aus anderen Weltregionen oft kaum Möglichkeiten, sich in institutionalisierter Forschung und geistiger Arbeit zu engagieren. Durch die Einbettung der Ideen in einen historischen Kontext und die Betrachtung der vielschichtigen Einflüsse auf das Denken wird in „Die Evolution des Denkens“ ein umfassendes Bild der geistigen Evolution dargelegt.