Spaniens Wirtschaft boomt, was eine steigende Zahl von Touristen und Investoren anzieht. Diese Entwicklung hat jedoch auch zu einem erheblichen Wohnungsmangel geführt, der sich durch stark gestiegene Mieten manifestiert. Besonders in Städten wie Barcelona, wo in einem kreativen Versuch, Wohnraum zu schaffen, ausgediente Schiffscontainer als Wohnungen genutzt werden, ist die Krise spürbar. Die Architektin Irene Subils beschreibt die Situation als „brutal“, besonders für jene, die sich keine eigenen Wohnungen leisten können.
Containerwohnungen bieten einen temporären Unterschlupf für Menschen, die ihre regulären Mieten nicht mehr zahlen können, jedoch sind diese auf maximal zwei Jahre begrenzt und dürfen nicht mehr als 30 % des Einkommens kosten. Laut einer Umfrage sehen die Spanier die Krise auf dem Wohnungsmarkt als das drängendste Problem an. Die Hauptgründe für diese Situation sind vielfältig, darunter eine Zunahme von Mietwohnungen, die an Touristen vermietet werden, sowie eine hohe Nachfrage durch wohlhabende Migranten und Investoren.
Die Auswirkung der Mietpreisentwicklung
Die Mietpreise in Spanien sind in den letzten zehn Jahren im Schnitt um 78 % gestiegen, in Madrid sogar um rund 100 %. Eine 80-Quadratmeter-Wohnung in Madrid kostet häufig um die 1.500 Euro, was für viele unbezahlbar ist. Der durchschnittliche Jahresverdienst in Spanien liegt bei etwa 32.000 Euro. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, plant die spanische Regierung Maßnahmen zur Entspannung des Wohnungsmarkts, darunter hohe Steuern für Nicht-EU-Ausländer beim Immobilienkauf. Allerdings erwarten Experten eine weitere Verschlechterung der Lage für Wohnungssuchende in diesem Jahr.
Laut CostaNachrichten wird die Wohnungskrise zunehmend als Hauptsorge der Bevölkerung wahrgenommen, was Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und die Mobilität hat. Prognosen deuten darauf hin, dass die Preise für Wohnungen und Mieten weiter steigen werden, während die Nachfrage durch Faktoren wie Beschäftigung, Löhne und Migration angetrieben wird.
Neues Wohnungsrecht und staatliche Maßnahmen
Die spanische Koalitionsregierung hat kürzlich eine Einigung über ein neues Wohnungsrecht erzielt, um die Probleme auf dem Mietmarkt anzugehen. Änderungen im Wohnungsrecht beinhalten eine Verringertung der Bedingungen für die Deklaration von „angespannten“ Mietmärkten und die Einführung eines neuen Mietreferenzindex. Mieter können eine außerordentliche Verlängerung des bestehenden Vertrags auf jährlicher Basis für maximal drei Jahre beantragen.
Die geplanten Maßnahmen umfassen auch steuerliche Anreize für kleine Immobilienbesitzer sowie die Mobilisierung von leerstehenden Wohnraum durch höhere Zuschläge auf die Grundsteuer (IBI) für unbewohnte Immobilien. Bei Zwangsräumungen sollen die Bedingungen verschärft werden, um schutzbedürftigen Personen mehr Zeit und Möglichkeiten zu bieten.
Der Bau neuer Wohnungen und der Mangel an Sozialwohnungen
Die Nachfrage nach Miet- und Eigentumswohnungen ist so hoch, dass Experten einen Drei-Klassen-Markt befürchten, in dem erschwinglicher Wohnraum zunehmend zur Mangelware wird. Schätzungen zufolge fehlt es in Spanien an bis zu 3,5 Millionen bezahlbaren Wohnungen. Die Neubauten lagerten in den letzten drei Jahren bei durchschnittlich 90.000 pro Jahr, während der tatsächliche Bedarf bei 250.000 liegt.
In Barcelona plant man den Bau weiterer Notfallwohnungen aus Schiffscontainern, um die kritische Lage zu entschärfen. Angesichts der steigenden Mieten und der angespannten Marktlage sind die Aussichten für Wohnungssuchende eher düster, und es bleibt abzuwarten, ob die politischen Maßnahmen tatsächlich die gewünschte Wirkung zeigen werden.