Donald Trump, der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, hat erneut in die Debatte über die Pharmapolitik eingegriffen. In Anbetracht seiner möglichen Rückkehr ins Weiße Haus im Jahr 2024, stellt seine Haltung gegenüber der Pharmaindustrie eine potenzielle Bedrohung für die deutsche Pharmabranche dar. Die USA bleiben ein entscheidender Markt für diese Industrie, da etwa 25% der deutschen Pharmaexporte in die Vereinigten Staaten gehen. Trump hat angedroht, Zölle von bis zu 20% auf ausländische Produkte zu erheben, was die deutsche Pharmaindustrie stark getroffen könnte. Der Anteil der Wertschöpfung der deutschen Pharmaindustrie, der vom US-Geschäft abhängt, beträgt 14,4%, was im Vergleich zur gesamten deutschen Wirtschaft (7,3%) deutlich höher ist. Diese Abhängigkeit macht die Branche besonders verletzbar in Zeiten politischer Unsicherheiten.

Aktuelle Umfragen zeigen, dass Patienten in den USA dreimal so viel für verschreibungspflichtige Medikamente zahlen wie in anderen Industrieländern. Dies wurde in einer Studie von Rand belegt, die auch darauf hinweist, dass Originalpräparate in den USA mehr als viermal so teuer sind wie in vielen anderen Ländern. Generika hingegen sind um 30% günstiger. Donald Trump ist, wie er selbst betont, mit den Produkten seiner Heimat vertraut – so konsumiert er öffentlich Aspirin von Bayer. Aber nicht nur Trump äußert Bedenken zur Preisgestaltung; auch Joe Biden hat Maßnahmen zur Senkung der Arzneimittelpreise, wie den Inflation Reduction Act (IRA), eingeleitet.

Trump vs. Biden: Preispolitik im Fokus

Im Rahmen des IRA wurden bereits niedrigere Preise für zehn Medikamente ausgehandelt, darunter auch Produkte von Bayer und Boehringer Ingelheim. Die neuen Bestimmungen sehen vor, dass Unternehmen, die ihre Preise über die Inflationsrate anheben, Rabatte zahlen müssen. Diese Reformen könnten die Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente in den kommenden zehn Jahren um rund 288 Milliarden US-Dollar senken. Dennoch bleibt der Druck auf die Pharmaunternehmen hoch, insbesondere wenn Trump an die Macht zurückkehrt und seine Zölle durchsetzen kann.

Die Pharmaindustrie in Deutschland, die 2023 Waren im Wert von 37,6 Milliarden Euro produzierte, beschäftigt etwa 133.000 Menschen. Ein bedeutender Teil dieser Wertschöpfung hängt direkt von den Exporten in die USA ab, was die Unternehmen in eine prekäre Situation bringen könnte, sollten die Zölle eingeführt werden. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) warnt gar vor einer strategischen Autonomie in der europäischen Pharmaindustrie.

Gesundheitsausgaben und Marktveränderungen

Das US-Gesundheitssystem ist mit 17,8% des BIP das teuerste der Welt. Der Markt für Pharmazeutika verzeichnete 2021 einen Gesamtumsatz von 397,4 Milliarden US-Dollar, mit einer erheblichen Pro-Kopf-Ausgabe für Arzneimittel von etwa 1.194 US-Dollar. Diese exorbitanten Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit einer Reform, um die Gesundheitskosten zu senken und eine umfassende Abdeckung für die Bevölkerung zu gewährleisten.

Im Zusammenhang mit der bevorstehenden Wahl gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Rolle von Robert F. Kennedy Jr. in einer möglichen Trump-Administration. Würde er eine führende Position bei der FDA übernehmen, könnten die bisher als verlässlich geltenden Institutionen unter Druck geraten. Laut dem CEO von Bayer Pharmaceuticals, Sebastian Guth, ist die FDA entscheidend für die Stabilität der pharmazeutischen Branche.

Die Entwicklungen rund um die Arzneimittelpreise und den möglichen Einfluss von Trump’s Politik auf die Pharmaindustrie verdeutlichen die Unsicherheiten, mit denen deutsche Unternehmen konfrontiert sind. Sollte es zu einem signifikanten Rückgang der Pharmaexporte in die USA kommen, könnte dies nicht nur Unternehmen in Deutschland, sondern auch die Verfügbarkeit lebenswichtiger Medikamente in den USA selbst beeinträchtigen. Michael Michelsen vom Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) betont, dass Zölle die Wertschöpfungsketten nachhaltig verändern könnten.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, in welche Richtung sich die Pharmapolitik in den USA entwickeln wird und welche Auswirkungen dies auf die globale pharmazeutische Landschaft haben könnte. Ein auf Merz eingeleitetes Stell-Dich-Ein zwischen den administrativen Richtlinien könnte die deutsche Pharmaindustrie in eine kritische Lage bringen.

Süddeutsche Zeitung
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