Am 20. Juni 2024 ereignete sich in der Nähe von Sanitz (Landkreis Rostock) ein tragischer Vorfall, der die Debatte über Intimitätsgewalt und deren Ursachen erneut anheizt. Katja E., eine 48-jährige Frau, steht vor dem Stralsunder Landgericht wegen versuchten Mordes an ihrem 49-jährigen Ehemann, Hendrik E., der bei dem Angriff schwer verletzt wurde. Der Vorfall fand in ihrem Schlafzimmer statt und hinterließ eine blutige Szene auf der Bettwäsche.
Die Hintergründe der Tat sind komplex. Katja E. fühlte sich einsam und missachtet und hatte Angst vor einer drohenden Trennung. Laut ihrer Aussage begann der Vorfall mit einem abgesagten Ausflug nach Polen. In einem emotionalen Moment versuchte sie, sich das Leben zu nehmen, indem sie sich die Pulsadern aufschnitt. Dieses Vorhaben misslang, und stattdessen griff sie zu einem Vorschlaghammer, mit dem sie auf den Kopf ihres Ehemanns schlug. Trotz ihrer Behauptung, nur einmal und nicht fest zugeschlagen zu haben, bezweifelt ein Gutachter diese Aussage und geht von mehreren Schlägen aus.
Die Folgen der Tat
Hendrik E. überlebte den Angriff, hat jedoch lebensverändernde Verletzungen erlitten, darunter ein zertrümmerter Schädel und der Verlust eines Auges sowie eine Lähmung auf der rechten Körperseite. Nach der Tat legte sich Katja E. zu ihrem Ehemann ins Bett und äußerte den Wunsch, dass er ins Krankenhaus gebracht wird, während sie selbst sterben wollte. Ihr Bruder fand das Paar und rief den Notruf.
Katja E. gestand die Tat, kann jedoch ihr Motiv nicht klären. Ihre Ehe, die seit der Hochzeit im Jahr 2021 problematisch war, wurde zusätzlich durch einen Seitensprung belastet. Beide Eheleute litten unter Depressionen und lebten isoliert, Faktoren, die oft zur Entstehung von Intimitätsgewalt beitragen.
Risikofaktoren für Intimitätsgewalt
Experten wie Thomas Görgen, Professor an der Deutschen Hochschule der Polizei, haben neue Risikoanalyseinstrumente entwickelt, um potenzielle Intimitätsgewalt zu identifizieren. Diese Instrumente basieren auf 14 empirisch gesicherten Kriterien, die auf ein erhöhtes Risiko für einen Intimizid hinweisen können. Dazu zählen verklausulierte Tatankündigungen, ein plötzlicher sozialer Rückzug des potenziellen Gefährders und die Beendigung der Beziehung, wobei nicht nur das Ende selbst, sondern das Kriterium des endgültigen Erkennens der Trennung entscheidend ist MDR berichtet, dass ….
In diesem Kontext ist es erschreckend festzustellen, dass in Entwicklungsländern eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens körperliche und sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erlebt. Risikofaktoren wie Alkoholmissbrauch, soziale Isolation und mangelnde Teilhabe an Wirtschaft und Gesellschaft tragen zur Gewalt in Beziehungen bei Cordis berichtet, dass ….
Der erste Prozesstag hörte drei Zeugen und Sachverständige. Der Fortsetzungstermin ist für den 29. Januar 2025 angesetzt, an dem auch Hendrik E. als Zeuge geladen wird. Trotz der schrecklichen Ereignisse äußert Katja E., dass sie ihren Ehemann, den sie liebt, wieder in die Arme schließen möchte, was die Tragik ihrer Situation verdeutlicht.