Südkorea kämpft nicht nur mit den Herausforderungen des demographischen Wandels, sondern sieht sich auch mit einer alarmierend hohen Suizidrate konfrontiert. Diese sozialen Probleme drohen, das Land in der kommenden Zeit stark zu belasten. Laut Focus setzen die koreanischen Behörden innovative Technologien wie Chatbots ein, um den rund 1,7 Millionen einsamen Senioren des Landes soziale Interaktion zu bieten. Diese Chatbots können Gespräche an menschliche Mitarbeiter weiterleiten, wenn bestimmte Ausdrücke wie „Krankheit“ oder „Stress“ vorkommen.

Mit einer Geburtenrate von lediglich einem Kind pro Frau und einer schnell alternden Bevölkerung, deren Anteil an über 65-Jährigen 2024 voraussichtlich 20% erreichen wird, steht Südkorea vor einem ernsthaften demographischen Wandel. Dies ist eine Herausforderung, die viele Parallelen zu den Erfahrungen Deutschlands aufweist.

Die Suizidrate und ihre Ursachen

Die Suizidrate in Südkorea ist mit etwa 25 pro 100.000 Einwohnern jährlich die höchste unter den entwickelten Ländern. In den letzten drei Jahren haben sich fast 40.000 Menschen das Leben genommen – ein besorgniserregender Trend, der insbesondere die Altersgruppe bis 30 Jahre betrifft. Diese Rate stieg von 23.4 auf 28.6 zwischen 2018 und 2022, was zeigt, dass Suizid die häufigste Todesursache bei Personen unter 40 Jahren ist, wie SRF berichtet.

Besonders alarmierend ist der Anstieg der Suizidrate bei jungen Frauen, die unter immensem Leistungsdruck hinsichtlich Schönheit, Karriere und gesellschaftlicher Erwartungen stehen. Der Einfluss von sozialen Medien trägt zur Isolation und zum Mobbing bei, was die psychische Belastung der betroffenen Personen weiter verstärkt. Experten fordern neue Maßnahmen von der südkoreanischen Regierung, darunter die Erhöhung von Hotlines, Therapieplätzen sowie Belastungsmessungen am Arbeitsplatz.

Digitale Innovation als Lösung?

Um dem Rückgang der Geburten und der Überalterung der Gesellschaft zu begegnen, plant die südkoreanische Regierung, moderne Technologien in verschiedenen Lebensbereichen zu implementieren. Im Bildungssektor setzt man auf den Einsatz von KI-gestützten Schulbüchern, um das Lernen individueller zu gestalten. 351 „Digital Leading Schools“ wurden ausgewählt, um diese neuen Konzepte zu testen. Schüler verbringen täglich zwischen 12 und 16 Stunden in der Schule, was an den hohen Anforderungen des Schulsystems liegt, das stark auf standardisierte Tests fokussiert ist.

Südkoreas Wirtschaft ist von großen Unternehmen wie Samsung und Hyundai geprägt, gleichzeitig hat sich eine lebendige Startup-Kultur entwickelt. Firmen wie Naver und Kakao illustrieren den Innovationsgeist, der im ganzen Land zu spüren ist. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt der Umgang mit sozialen Problemen wie Suizid eine kritische Herausforderung.

Im Jahr 2023 fuhr eine autonome Buslinie in Seoul, was erneut die Technologiefreundlichkeit des Landes betont. Dennoch sind die Datenschutzgesetze in Südkorea als lax einzustufen. Viele Senioren stimmen einer Überwachung durch Smart-Speaker zu, um im Falle von medizinischen Problemen oder Anzeichen von Vereinsamung schnell Hilfe zu erhalten. Diese Maßnahmen zeigen, dass trotz der technologischen Innovationen die menschlichen Bedürfnisse und die mentale Gesundheit nicht außer Acht gelassen werden dürfen.

Insgesamt bleibt die Frage bestehen, ob technologische Lösungen allein ausreichen werden, um die tief verwurzelten sozialen Probleme Südkoreas anzugehen. Die Modernisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz könnten zwar zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen, jedoch bedarf es umfassender Maßnahmen, um den psychischen Druck auf die Bürger zu reduzieren und die Suizidrate nachhaltig zu senken.