Wirtschaft

Staat und Wirtschaft: Finanzierung von Infrastrukturprojekten in Deutschland

Die erstaunliche Staatsgläubigkeit der deutschen Konzernchefs: Eine kritische Analyse ihrer Rolle bei Subventionen, Steuern und Klima

Knapp 600 Milliarden Euro – eine gewaltige Summe, die Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) als Finanzierungslücke bei den öffentlichen Investitionen der nächsten zehn Jahre schätzen. Angesichts dieser Herausforderung fordern sie die Schaffung eines neuen Sondervermögens durch den Bund. Eine Umfrage unter Unternehmenschefs zeigt, dass die Infrastruktur für sie hohe Priorität hat, und sie sehen den Staat in der Verantwortung, diese zu finanzieren.

Deutsche Firmenlenker zeigen eine bemerkenswerte Staatsgläubigkeit, insbesondere wenn es um den Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität geht. Sie fordern sogar mehr Subventionen vom Staat. Dies überrascht, da die deutsche Wirtschaft vor großen Herausforderungen steht. Die Infrastruktur in Deutschland leidet unter einem schlechten Zustand, was eine zentrale Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes spielt, wie eine Umfrage unter deutschen Unternehmen zeigte.

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Die Unternehmenslenker kritisieren fiskalische Beschränkungen und bevorzugen andere Finanzierungswege wie öffentlich-private Partnerschaften zur Bewältigung von Infrastrukturprojekten. Diese Modelle könnten helfen, ohne direkte staatliche Finanzierung auszukommen. Allerdings fehlt dafür oft die gesellschaftliche und politische Akzeptanz. Deutsche Konzernchefs diskutieren auch die Möglichkeit von Steuererhöhungen als Finanzierungsalternative, obwohl Deutschland bereits eine hohe Steuer- und Abgabenquote aufweist.

Die deutsche Staatsgläubigkeit in Bezug auf den Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität zeigt sich auch in der bevorzugten Förderung von grünen Technologien durch Subventionen und Steuererleichterungen. Die Unternehmen befürworten auch staatliche Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen. Trotz Optimismus auf globaler Ebene stehen deutsche Unternehmen vor branchenspezifischen Herausforderungen. Der Dienstleistungssektor stabilisiert sich, während die Industrie weiterhin mit Problemen, wie schwacher Nachfrage und hohen Kosten, zu kämpfen hat.

Um den wirtschaftlichen Erfolg zu fördern, planen deutsche Unternehmen verstärkt Investitionen in Technologie. Dies wird als strategische Priorität angesehen, um Wachstum und Produktivität zu steigern. Trotz dieser Bemühungen bleibt jedoch die Unsicherheit, ob dies ausreicht, um eine Wende herbeizuführen. Es wird vor dem Damoklesschwert der Deindustrialisierung gewarnt, und das Vertrauen in staatliche Hilfe könnte möglicherweise vergeblich sein.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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