Wirtschaft

Russlands Wirtschaft trotzt den Sanktionen: Steigendes BIP und positive Kennzahlen in 2022.

Russlands Kriegswirtschaft: Wie lange noch auf Steroiden?

Russland erlebt in Bezug auf seine Wirtschaft trotz anhaltender Sanktionen ein kontinuierliches Wachstum. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes einen Anstieg um 3,6 Prozent, was die Erwartungen vieler im Westen enttäuschte. Die Prognosen für das laufende Jahr deuten auf einen weiteren Anstieg hin, mit einem erwarteten Wachstum von 3,2 Prozent laut dem Internationalen Währungsfonds. Im ersten Quartal stiegen die Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf um beeindruckende 79 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, während die Einnahmen aus anderen Wirtschaftsbereichen um 24 Prozent anstiegen.

Der Anstieg der Einnahmen ist teilweise auf den deutlich höheren Ölpreis und steuerliche Veränderungen zurückzuführen, wie die Erhebung der Mineralgewinnungsteuer auf die geförderte Menge anstelle der exportierten Menge. Zudem unterstützt das allgemeine Wachstum des Landes, das größtenteils durch massive Staatsausgaben für militärische Ziele vorangetrieben wird, das Einkommen. China spielt eine Schlüsselrolle als Handelspartner Russlands, insbesondere im Energie- und Technologiesektor, da das Land wegen der Sanktionen verstärkt auf chinesische Lieferungen angewiesen ist.

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Trotz des positiven Wirtschaftswachstums gibt es jedoch auch Herausforderungen. Der Mangel an Arbeitskräften aufgrund von Einberufungen, Auswanderungen und geringerer Zuwanderung aus Zentralasien stellt ein drängendes Problem dar. Dies führt zu einem historischen Tiefstand der Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent im März dieses Jahres. Der Arbeitskräftemangel wirkt sich negativ auf die Inflation aus, die bereits bei 8 Prozent liegt – doppelt so hoch wie von der Zentralbank angestrebt.

Experten warnen davor, dass das Wirtschaftswachstum Russlands durch hohe Militärausgaben wie „auf Steroiden“ stimuliert wird und kein nachhaltiges Modell für langfristiges Wachstum bietet. Die Produktion von Waffen und Panzern schafft keinen Mehrwert für die Zukunft, und die hohen Löhne und militärischen Ausgaben könnten zu einer Blase auf dem Kreditmarkt führen. Trotz dieser Bedenken wird erwartet, dass Russland in den kommenden Jahren aufgrund seiner hohen Einnahmen aus Ölexporten weiterhin in der Lage sein wird, seinen Kriegswirtschaftssektor zu unterstützen und seinen Angriffskrieg fortzusetzen.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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