Russlands Wirtschaft steht am Rande eines tiefgreifenden Wandels, insbesondere in der Kohleindustrie, die zunehmend unter dem Druck internationaler Sanktionen leidet. Wie fr.de berichtet, haben die strengen Maßnahmen der EU seit 2022 dramatische Auswirkungen auf die Branche, die einst zu den größten Kohleexporteuren der Welt zählte.

Die EU hat ein umfassendes Sanktionspaket erlassen, das ein komplettes Einfuhrverbot für russische Kohle, Zement, Holz und Wodka umfasst. Diese Sanktionen wurden als Antwort auf Russlands militärische Aggression gegen die Ukraine eingeführt und sind strenger als frühere Maßnahmen. Laut der EU-Delegation hat dies zu einem jährlichen Einnahmeverlust von rund 8 Milliarden Euro für Russland geführt.

Stagnation und Pleitegefahr

Die Warnungen über eine mögliche Pleitewelle bei russischen Unternehmen, insbesondere in der Kohleindustrie, häufen sich. Erste Bergbauunternehmen mussten bereits schließen, da sie aufgrund eines drastischen Umsatzrückgangs nicht mehr rentabel arbeiten konnten. Die russische Regierung ist mittlerweile in Gesprächen, um Maßnahmen gegen diesen drohenden Massenbankrott zu ergreifen und hat das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung sowie die Föderale Steuerbehörde aufgefordert, schwächelnde Betriebe zu unterstützen. Zudem könnte die Wneschekonombank die Kontrolle über notleidende Vermögenswerte übernehmen.

Die Branche hat zwischen Januar und September 2024 einen Gesamtverlust von 91 Milliarden Rubel erlitten – dies stellt den höchsten Verlust aller Sektoren dar. Analysten erwarten, dass die Probleme in der Kohleindustrie mindestens noch zwei Jahre anhalten werden. Hohe Produktionskosten und Rabatte für Käufer, die durch die westlichen Sanktionen bedingt sind, beeinträchtigen weiterhin die Rentabilität der Unternehmen.

Neuausrichtung der Exporte

Um den Verlust von Märkten in Europa auszugleichen, hat Russland seine Kohleexporte nach Asien umgeleitet, wobei China zum wichtigsten Abnehmer avanciert ist. 2024 importierte China einen Rekordwert von 543 Millionen Tonnen Kohle, allerdings sanken die russischen Kohleimporte um 7 % auf 95,1 Millionen Tonnen. Im Kontrast dazu steigerten die Mongolei und Australien ihre Kohleexporte nach China erheblich, um 19 % bzw. 60 % im gleichen Zeitraum.

Zusätzlich steht der Handel mit LNG und Öl in Russland unter Druck durch die fortgesetzten westlichen Sanktionen. Indien hat bereits angekündigt, kein sanktioniertes LNG zu kaufen, und mögliche weitere Maßnahmen gegen den Kauf von russischem Öl sind seitens der indischen Regierung in Planung. Diese Entwicklungen tragen zur Unsicherheit an den globalen Märkten bei und fordern Russland heraus, neue Wege zur Stabilisierung seiner Wirtschaft zu finden.

Insgesamt ist die Zukunft für die Kohleindustrie in Russland ungewiss. Während die sanktionsbedingten Maßnahmen die Wirtschaft stark belasten, arbeitet die internationale Gemeinschaft daran, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland weiter zu reduzieren. Die EU setzt ihre Bemühungen fort, um ihre Energiesicherheit zu gewährleisten und ihre Unterstützung für die Ukraine zu bekräftigen.