Yamandú Orsi hat am 2. März 2025 die Präsidentschaft von Uruguay übernommen. Er wurde im Parlament vereidigt und war von zahlreichen hochrangigen Gästen umgeben, darunter der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und der kolumbianische Staatschef Gustavo Petro. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Uruguay als wichtigen Partner Deutschlands und sprach über die stabile Demokratie des Landes, bevor er bilaterale Gespräche führte, unter anderem mit Präsident Lula.
Nach der Zeremonie wurde Orsi von jubelnden Anhängern gefeiert, während er zusammen mit seiner Vizepräsidentin Carolina Cosse im offenen Wagen zum Unabhängigkeitsplatz fuhr. Dabei übergab ihm der scheidende Präsident Luis Alberto Lacalle Pou symbolisch seine Präsidentschaftsinsignien.
Politische Ausrichtung und Herausforderungen
Orsi, 57 Jahre alt und ehemaliger Bürgermeister, hat im November 2024 die Wahlen gegen die regierende Mitte-Rechts-Koalition gewonnen. Sein Sieg wird von dem ehemaligen linken Präsidenten José „Pepe“ Mujica unterstützt. In seiner Antrittsrede betonte Orsi die Notwendigkeit für neue Ansätze und die ständige Weiterentwicklung. Er beschreibt seine Agenda als „moderne Linke“ und verpflichtet sich, ein Gleichgewicht zwischen sozialer Wohlfahrt und wirtschaftlichem Wachstum zu schaffen. Trotz seiner ambitionierten Pläne versicherte Orsi während des Wahlkampfs, dass er keine drastischen politischen Veränderungen in dem stabilen und wohlhabenden Land vornehmen werde.
Uruguay hat in der Vergangenheit eine Geschichte stabiler Regierungswechsel erlebt und gilt oft als demokratisches Musterland in Lateinamerika. Es hat eine Bevölkerung von etwa 3,5 Millionen Menschen und wird häufig als der demokratischste Staat Südamerikas eingestuft. Diese Stabilität basiert auf der langen demokratischen Tradition des Landes, das seit der Rückkehr zur Demokratie vor 40 Jahren verschiedene Mitte-Rechts- und Mitte-Links-Regierungen erlebt hat. Es zeichnet sich durch freie und faire Wahlen sowie eine starke Gewaltenteilung aus.
Sozioökonomische Situation und Pläne für die Zukunft
Trotz der Stabilität sieht sich die neue Regierung jedoch bemerkenswerten Herausforderungen gegenüber. So leben laut einem Bericht der Nationalen Statistikbehörde fast 19 % der Uruguayer in „multidimensionaler“ Armut, was eine zentrale Priorität von Orsis Regierungszeit darstellt. Der neue Präsident hat sich zum Ziel gesetzt, die Armut zu bekämpfen und den Fokus auf die benachteiligten Bevölkerungsteile zu legen.
Die Wirtschaft Uruguays, die stark von Agrarexporten abhängt, wird für 2025 ein weiteres Jahr stabilen Wachstums prognostiziert, doch das Land sieht sich auch mit Herausforderungen konfrontiert, wie hohen Lebenshaltungskosten, Ungleichheit und Gewaltkriminalität. Analysten weisen darauf hin, dass Orsi die ausländischen Investitionen anziehen und gleichzeitig die Steuern stabil halten will. Zudem muss er sich mit dem Druck auseinandersetzen, die chinesischen Investitionen in strategische Sektoren zu begrenzen, während Uruguay weiterhin ein wichtiger US-Verbündeter bleibt.
Außenpolitik und Handelsbeziehungen
Orsi steht vor der Herausforderung, die Außenpolitik des Landes zu gestalten, insbesondere im Hinblick auf die Handelsbeziehungen, die historisch gesehen mit China und den USA spannend sind. Uruguay verhandelt seit 2021 über ein bilaterales Handelsabkommen mit China und strebt ein breiteres Handelsabkommen zwischen China und dem Mercosur an. Diese außenpolitischen Normen sind bereits teils gebrochen worden, da Orsi die Einladung an den umstrittenen venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro offen ließ.
Die neue Führung in Uruguay hat sich das Ziel gesetzt, sowohl soziale Programme zu fördern als auch die Zusammenarbeit in wichtigen Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft und Klimaschutz zu intensivieren. Die politische Stabilität und die demokratischen Strukturen des Landes könnten dabei als Grundlage dienen, um die Herausforderungen der kommenden Jahre erfolgreich zu bewältigen.