Mohammed bin Salman (MbS) hat seit seiner Ernennung zum Verteidigungsminister im Januar 2015 mit nur 29 Jahren eine prägende Rolle in Saudi-Arabien gespielt. Der Kronprinz und 2022 zum Premierminister ernannte MbS ist aufgrund der gesundheitlichen Probleme seines Vaters, König Salman, de-facto-Herrscher des Königreichs. Unter seiner Führung initiierte Saudi-Arabien einen umfassenden Umbau, der darauf abzielt, die Abhängigkeit vom Öl zu verringern und eine diversifizierte Wirtschaft aufzubauen. Besonders hervorzuheben ist die 2016 gestartete „Vision 2030“, die darauf abzielt, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbau des Landes voranzutreiben, ganz im Sinne des Ziels, von einer Rentenwirtschaft zu einer Wissensökonomie zu transformieren.

Die Vision 2030, die unter der Leitung von König Salman und Kronprinz MbS ins Leben gerufen wurde, hat weitreichende Ambitionen: Neben der Diversifizierung der Wirtschaft möchte Saudi-Arabien auch die soziale und kulturelle Landschaft des Landes modernisieren. Laut Vision 2030 soll dies durch Investitionen in Schlüsselbereiche und bedeutende Projekte erreicht werden. Eine der zentralen Initiativen ist die Planstadt Neom, die mit einem Budget von 500 Milliarden Dollar entwickelt wird, um innovative Lebens- und Arbeitsumgebungen zu schaffen.

Gesellschaftlicher Wandel und Frauenrechte

Ein zentrales Element von MbSs Reformen ist die Stärkung der Rechte von Frauen.
Seit 2018 dürfen Frauen in Saudi-Arabien Auto fahren und ohne männliche Erlaubnis reisen. Diese Schritte sind ein Teil seiner umfassenden Strategie, die den Anteil berufstätiger Frauen erhöhen soll. Jedoch ist das Empowerment von Frauen in Saudi-Arabien nach wie vor von tief verwurzelten Geschlechterdiskriminierungen, wie dem Vormundschaftssystem, geprägt. Eine Masterarbeit untersucht den Einfluss der wirtschaftlichen Diversifizierung auf Geschlechterverhältnisse und das Empowerment von Frauen. Sie zeigt, dass die ökonomischen Ziele im Vordergrund stehen, während ein Großteil der tief verwurzelten Diskriminierungen nicht adressiert wird.

Trotz dieser Fortschritte bleiben viele Aktivistinnen im Gefängnis, und die politische Repression ist weiterhin hoch. Die Zahl der vollstreckten Todesurteile ist unter MbS gestiegen. Kritiker müssen mit langen Haftstrafen oder sogar dem Tod rechnen, was die Frage nach der tatsächlichen Umsetzung von Reformen und der Menschenrechtslage aufwirft. Der internationale Fall des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi, der 2018 im Konsulat in Istanbul ermordet wurde, hat zudem das Bild Saudi-Arabiens in der Welt weiter getrübt, obwohl MbS die Verantwortung hierfür zurückweist.

Kulturelle Öffnung und internationale Ausrichtung

MbS hat nicht nur politische und wirtschaftliche Reformen eingeleitet, sondern auch eine kulturelle Öffnung vorangetrieben. Er erlaubte Kinos, Musikkonzerte und hat die Fußball-WM 2034 nach Saudi-Arabien geholt, um das Land als internationales Ziel für Tourismus und Kultur zu positionieren. Diese Maßnahmen stehen im Kontrast zu seiner repressiven Politik und dem blutigen Konflikt im Jemen, wo er einen Krieg gegen die Huthi-Milizen führte, aber in letzter Zeit Anzeichen einer Entspannung mit Iran zeigte.

Obwohl die Vision 2030 spürbare Auswirkungen auf das Land hat, wird sie von Kritikern als unzureichend angesehen, um die fundamentalen Probleme der saudischen Gesellschaft zu lösen. MbS bleibt eine umstrittene Figur, die als brutaler Despot beschrieben werden kann, der gleichzeitig Modernisierungen vorantreibt, während er die tiefen sozialen und politischen Probleme des Königreichs ignoriert.