Die Ärzteschaft warnt vor einer bevorstehenden Ruhestandswelle und den damit verbundenen Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung in Deutschland. Laut Ärztepräsident Klaus Reinhardt ist der Ärztemangel bereits in vielen Regionen Realität, mit rund 4800 unbesetzten Hausarztsitzen und einem ähnlichen Personalmangel in Krankenhäusern. Hinzu kommt die Tatsache, dass fast ein Viertel der berufstätigen Ärzte 60 Jahre oder älter sind, was zu einer drohenden Verschärfung der Probleme führen könnte. Eine Reaktion auf diese Entwicklungen sei dringend erforderlich, um einen Versorgungsnotstand zu verhindern.
Der Ärztetag widmet sich der Suche nach Möglichkeiten zur effizienteren Nutzung der vorhandenen Kapazitäten, wobei eine stärkere Steuerung der Patientenströme und die Vermeidung von Überlastungen und unnötigen Untersuchungen im Fokus stehen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betont, dass es in vielen ländlichen Gebieten und ärmeren Stadtteilen zunehmend schwieriger werde, einen Hausarzt zu finden. Geplante Gesetze sollen bessere Arbeitsbedingungen schaffen, um mehr junge Mediziner für die Tätigkeit als Hausarzt zu gewinnen.
Trotz eines vorherigen Rückgangs hat sich die Anzahl der Hausärzte zuletzt stabilisiert. Allerdings könnte der drohende Ruhestand vieler älterer Ärzte im Westen Deutschlands zu einem Mangel an Hausärzten führen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung warnt vor den Folgen dieser Entwicklung. Um die Versorgung sicherzustellen, sind laut Experten grundlegende Reformen im Gesundheitswesen erforderlich, um Ressourcen effektiver einzusetzen und die Behandlung effizienter zu gestalten.
Im Zusammenhang mit kürzeren Wartezeiten und einem verbesserten Zugang zu Fachärzten sprechen sich sowohl Ärztepräsident Reinhardt als auch Gesundheitsminister Lauterbach für eine bessere Koordination zwischen ambulanten und stationären Einrichtungen aus. Eine Regierungskommission schlägt ein „Primärarztsystem“ vor, das aus verschiedenen Fachrichtungen besteht und eine effektive Patientensteuerung übernehmen könnte. Die zukünftige Entwicklung im Gesundheitswesen hängt maßgeblich davon ab, wie die aktuellen Herausforderungen bewältigt und die Versorgungsstrukturen optimiert werden.