Auf der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt/Main, die heute eröffnet wurde und bis zum 11. Februar läuft, werden nicht nur innovative Produkte präsentiert, sondern auch die Probleme der Produktpiraterie offen thematisiert. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde zum 49. Mal der Negativpreis „Plagiarius“ vergeben. Dieser Preis soll auf besonders dreiste Fälschungen aufmerksam machen und ist ein Weg, um die Folgen von Produktpiraterie ins Rampenlicht zu holen. Die Juroren der Aktion „Plagiarius“ kritisieren den kontinuierlichen Anstieg des Handels mit gefälschten Produkten, insbesondere über Online-Plattformen wie Temu und Shein, die in den letzten Jahren aufgetaucht sind.

Die EU-Kommission hat sich mittlerweile intensiv mit diesen Plattformen befasst, da mehr als 85 Prozent der von ihnen angebotenen Produkte gegen EU-Sicherheitsstandards und -vorschriften verstoßen. Beispielhaft nennt die Jury die Front- und Seitengreifzange (Twingrip) des Wuppertaler Herstellers Knipex. Trotz der erfolgten Entfernung nachgemachter Artikel tauchten diese auf der Plattform schnell wieder auf. Auch Nachahmungen von Artikeln wie Fahrradkörben, Mülleimern sowie Schraubendrehern und sogar der Frontpartie eines Mercedes-Benz finden sich häufig unter den prämierten Fälschungen.

Plagiarius und Produktpiraterie

Die Aktion „Plagiarius“ wurde ins Leben gerufen, um die Folgen der Produktpiraterie sichtbar zu machen und zur Prävention beizutragen. Jährlich bewertet eine wechselnde Jury aus Fachleuten die Marktlage und sichtet Beschwerden über Produktfälschungen. An einem einzigen Tag im vergangenen Jahr wurden in der EU rund vier Milliarden zollfrei deklarierte Pakete aus Drittstaaten eingeführt, wobei Ramsch-Plattformen wie Temu und Shein eine zentrale Rolle bei der Einfuhr solcher Plagiate spielen. Die Zahl der von EU-Behörden beschlagnahmten Fälschungen ist zudem im Jahr 2023 massiv gestiegen, was auf eine besorgniserregende Entwicklung hindeutet.

Der geschätzte Schaden, der durch Produktpiraterie in der EU zwischen 2013 und 2017 entstand, beläuft sich auf über 83 Milliarden EUR jährlich. Dies hat nicht nur wirtschaftliche Konsequenzen, sondern führt auch zu einem Verlust von 671.000 Arbeitsplätzen. Besonders gravierend sind die Sicherheitsrisiken, die gefälschte Produkte in Bereichen wie Arzneimittel, Nahrungsmittel, Kosmetika und Spielzeug mit sich bringen. In der Landwirtschaft dürfen zudem gefälschte Dünger und Pestizide nicht unbeachtet bleiben, da sie auch die Umwelt gefährden.

Rechtlicher Schutz und EU-Maßnahmen

Um der Produktpiraterie entgegenzuwirken, arbeiten verschiedene deutsche Behörden zusammen, darunter das Bundesministerium der Justiz, der Zoll und das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA). Letzteres informiert die mittelständische Wirtschaft und die Öffentlichkeit über den Schutz von Innovationen und kooperiert international mit anderen Ämtern zur Verbesserung des rechtlichen Schutzes geistiger Eigentumsrechte. Diese Maßnahmen werden von einer neuen Päckchengebühr für Shoppingportale und einer Diskussion über die Streichung von Zollfreigrenzen begleitet, allerdings sind die Vereinbarungen zwischen den EU-Ländern noch unklar und könnten Monate in Anspruch nehmen.

Die fortwährenden Herausforderungen der Produktpiraterie sowie die Bemühungen um deren Bekämpfung stehen somit sowohl im europäischen als auch im globalen Kontext ganz oben auf der Agenda. Der Negativpreis „Plagiarius“ dient dabei als Mahnung und als Anstoß für notwendige Maßnahmen gegen diese wachsende Bedrohung.