In der Hotel- und Gaststättenbranche Schleswig-Holsteins hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt trotz der Verbesserungen seit dem Ende der Corona-Zeit nur wenig entschärft. Stefan Scholtis, Hauptgeschäftsführer von Dehoga Schleswig-Holstein, betont, dass die Herausforderungen bei der Besetzung aller Stellen weiterhin bestehen. Die Branche setzt zunehmend auf nicht finanzielle Anreize, um Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden. Rabatte, Teamevents und umfangreiche Weiterbildungen sind wichtige Instrumente geworden, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, berichten die FAZ.

Der Fachkräftemangel hat verschiedene Ursachen. Vor allem der demografische Wandel und die veränderten Ansprüche der Arbeitnehmer tragen dazu bei, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, geeignete Kräfte zu finden. Sedef Atasoy, Tourismusexpertin der IHK Schleswig-Holstein, hebt hervor, dass der Fach- und Arbeitskräftemangel als eines der größten Geschäftsrisiken für das Gastgewerbe gilt. Die durchschnittliche Vakanzzeit für Stellen in der Branche beträgt fast ein halbes Jahr, was zu Einschränkungen bei den Öffnungszeiten führen kann.

Anpassung an neue Bedürfnisse

In diesem Zusammenhang zeigt die Branche einen klaren Richtungswechsel. Junge Menschen legen zunehmend Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung. Diese Anforderungen können in vielen anderen Branchen oft besser erfüllt werden, was den Wettbewerb um Talente zusätzlich verschärft. Um diesem Trend entgegenzuwirken, investieren Unternehmen in attraktive Arbeitsbedingungen und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, ergänzt die DIHK.

Insbesondere in Regionen mit Wohnraummangel zeigen einige Arbeitgeber kreative Lösungen. So bieten beispielsweise einige Betriebe subventionierte Wohnungen oder Wohnkostenzuschüsse an, um potenzielle Mitarbeiter zu gewinnen. Ein Beispiel dafür ist die Maritim Hotelkette, die ihren Angestellten Fortbildungen und Teamevents anbietet. In St. Peter-Ording haben sich zudem fünf Betriebe zu einem Nordsee-Kollektiv zusammengeschlossen, um Ressourcen zu bündeln und um Mitarbeiter zu binden. Dieses Kollektiv bietet seinen Mitgliedern unter anderem ein Fitnessstudio, gemeinsame Wohnungen und Rabatte bei Partnerunternehmen.

Breitere Herausforderungen im Arbeitsmarkt

Der Fachkräftemangel beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Gastronomie. Die deutsche Wirtschaft steht unter Druck durch eine sinkende Personalnachfrage und drohende Arbeitslosigkeit. Laut dem DIHK-Fachkräftereport haben 43 Prozent der Betriebe Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Besonders betroffen sind Schlüsselbranchen wie Maschinenbau, Rüstungsindustrie und Dienstleistung, wo die Nachfrage nach dual ausgebildeten Fachkräften und Hochschulabsolventen im MINT-Bereich stark ansteigt, wie auch die BMAS darlegt.

Die öffentliche Debatte um Fachkräftesicherung und Mitarbeiterbindung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Unternehmen sind gefordert, innerbetriebliche Personalmaßnahmen zu ergreifen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Innovative Ansätze zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung sind daher nicht nur wünschenswert, sondern entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit in einer sich rasch verändernden Arbeitswelt.