In Los Angeles wüten seit Tagen verheerende Brände, die Wohnviertel zerstören und tausenden Menschen die Existenz rauben. Aktuellen Schätzungen zufolge wurden bereits etwa 10.000 Wohnhäuser in Flammen aufgegangen, wobei die Zahl voraussichtlich weiter steigen wird. Der Wetterdienst AccuWeather legt die Gesamtschäden auf zwischen 135 und 150 Milliarden Dollar (131 bis 146 Milliarden Euro) fest. Die Ratingagentur S&P schätzt die versicherten Schäden auf 16 Milliarden Dollar, was in etwa den Verlusten entspricht, die bei den „Tubbs“-Bränden im Jahr 2017 erlitten wurden. J.P. Morgan geht sogar von über 20 Milliarden Dollar aus, wobei die wirtschaftlichen Schäden nahezu 50 Milliarden Dollar erreichen könnten.
Das Problem wird durch die Tatsache verstärkt, dass viele Einwohner im Großraum Los Angeles keinen oder nur unzureichenden Versicherungsschutz haben. Private Versicherer ziehen sich aus Kalifornien zurück, was zu einer akuten Versicherungskrise führt. Seit 2023 haben einige bedeutende Gebäudeversicherer entweder die Ausgabe neuer Policen gestoppt oder diese stark eingeschränkt. Dies hat zur Folge, dass die Prämien stark angestiegen sind, teilweise um mehr als ein Drittel. Auslaufende Policen werden nicht verlängert, und viele Gebäude in stark risikobehafteten Zonen sind praktisch unversicherbar.
Die Rolle des California Fair Plans
Ein Lichtblick für die Betroffenen könnte der California Fair Plan sein, der Personen ohne private Policen absichert. Allerdings ist dieser Plan teurer und bietet lediglich begrenzte Versicherungssummen. Mit Prämieneinnahmen von 1,4 Milliarden Dollar im September 2024 hat sich der Fair Plan zum fünftgrößten Sachversicherer in Kalifornien entwickelt, verglichen mit über 400 Millionen Dollar im Jahr 2021. Dennoch steht der Fair Plan unter Druck, da geschätzte 5,9 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau in schwer betroffenen Gegenden wie Pacific Palisades, einem Luxusviertel, erforderlich sein könnten.
Die private Versicherungswirtschaft wird zudem gezwungen sein, sich an den Verlusten des Fair Plans zu beteiligen, was zukünftig zu höheren Prämien führen könnte. Die Behörden versuchen seit Jahren, die Krise zu kontrollieren. Im Herbst 2022 wurde mehreren Versicherern das Kündigen von Verträgen in gefährdeten Regionen vorübergehend untersagt, ein Verbot, das zuletzt bekräftigt wurde. Dies bietet jedoch wenig Trost für die von den Bränden betroffenen Bürger.
Hintergrund der Brände
Die aktuellen Brände sind Teil eines größeren Problems, das durch die Auswirkungen des Klimawandels und jahrelange, unsachgemäße Forstwirtschaft verschärft wird. Eine Ansammlung von Unterholz, die durch frühere Praktiken resultiert, und ein Anstieg von Totholz aufgrund von Borkenkäferbefall verschärfen die Situation. Zudem führt die zunehmende Bebauung in waldbrandgefährdeten Gebieten dazu, dass mehr Menschen in Gefahr geraten. Die extremen Milliardenschäden, die Kalifornien in den Jahren 2017 und 2018 erlitten hat, sind ein weiteres Indiz für die steigende Gefährdung. Um künftige Schäden zu minimieren, sind dringende Maßnahmen erforderlich, wie die Entwicklung alternativer Baukonzepte und die Erhöhung der Feuerwiderstandsfähigkeit von Gebäuden.
In dieser kritischen Zeit bleibt der Blick auf die langfristigen Lösungen gerichtet, während die unmittelbaren Folgen der Brände in Los Angeles die Gemeinschaften und die Wirtschaft stark beanspruchen. Experten betonen die Notwendigkeit, brennbares, trockenes Unterholz in gefährdeten Gebieten zu beseitigen, um die Zündgefahr zu reduzieren.
Derzeit bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt, während die Rückversicherungsgesellschaften ihre Limits anpassen und Versicherer hoffen, die massiv steigenden Schadenskosten bewältigen zu können.
Für weitere Informationen lesen Sie die Artikel von Süddeutsche, Finews und Munich Re.