Die iranische Regierung verschärft erneut ihre Maßnahmen gegen Kryptowährungen und Online-Börsen, während die Landeswährung, der Rial, ins Bodenlose fällt. Laut Al Jazeera haben die Behörden den Rial-Zahlungsverkehr für sämtliche Kryptowährungsbörsen vergangenen Monat eingestellt, was über 10 Millionen Krypto-Nutzern im Land betrifft. Ziel dieser drastischen Maßnahme ist es, die Abwertung des Rials zu stoppen, indem dessen Tausch gegen ausländische Währungen unterbunden wird.
Die wirtschaftliche Lage des Iran ist angespannt, mit einer Inflation von über 40 Prozent, während der Rial ein Rekordtief von über 940.000 per US-Dollar erreicht hat – ein dramatischer Rückgang von weniger als 600.000 Rials per Dollar im Oktober 2024. Diese Unsicherheiten haben zu einem steigenden Interesse an Kryptowährungen geführt, besonders unter jungen Menschen, die in einer von westlichen Sanktionen belasteten Wirtschaft nach Investitionsmöglichkeiten suchen.
Regulierung und Kontrolle
Die iranische Zentralbank (CBI) hat damit begonnen, Zahlungsportale für Kryptowährungsbörsen zu blockieren, was die dritte restriktive Maßnahme in den letzten Monaten darstellt. Der CBI-Gouverneur Mohammad Reza Farzin erhielt bei einer Regierungsbesprechung die Vollmacht, den Kryptomarkt zu überwachen und zu verwalten. Kritiker bezeichnen diese Maßnahmen als unprofessionell und als Bedrohung für die digitale Wirtschaft des Landes. Ein offener Brief an Präsident Masoud Pezeshkian hebt hervor, dass Zehntausende Arbeitsplätze gefährdet sind und die Abwanderung talentierter Fachkräfte droht. Branchenvertreter warnen vor den langfristigen Folgen dieser Regulierungen, die den Zugang zu innovativen Lösungen weiter einschränken könnten.
Die Gründe für die Einschränkungen resultieren aus Bedenken hinsichtlich Spekulationen und Geldwäsche, insbesondere im Zusammenhang mit der Stabilität von Tether (USDT). Der CBI plant weiterhin, tägliche Obergrenzen für die Preisschwankungen von Kryptowährungen einzuführen, um die Stabilität des Rial zu sichern. Diese Entscheidungen könnten Menschen in den Untergrund treiben und die Nutzung inoffizieller Tauschbörsen fördern, was das Potenzial birgt, die Transparenz weiter zu verringern.
Bitcoin im Iran
Bitcoin hat sich im Iran als Alternative zur Umgehung internationaler Sanktionen etabliert. Die Währung wird häufig als Wertaufbewahrungsmittel und für grenzüberschreitende Transaktionen verwendet. Ein Bericht aus dem Jahr 2024 dokumentiert, dass sanktionierte iranische Organisationen Kryptowährungen im Wert von rund 15,8 Milliarden US-Dollar genutzt haben. Die iranische Regierung sieht sich paradox in einer Lage, in der sie strenge Handelsregulierungen mit dem Interesse kombiniert, die Exportmöglichkeiten durch Kryptowährungen erhöhen zu wollen.
Bitcoin-Mining wurde im Iran 2018 als Industrie anerkannt, machte kurzzeitig 8% des weltweiten Bitcoin-Hashrate aus. Doch dieser Anteil ist bis 2024 auf weniger als 0,1% gesunken, zum großen Teil aufgrund der hohen Energieverbrauchskosten und den damit verbundenen Stromausfällen. Experten schätzen, dass diese Ausfälle das tägliche Leben und die Wirtschaft des Landes mit jährlichen Verlusten von über 25 Milliarden US-Dollar belasten könnten.
Die wachsende Nutzung von Bitcoin wird vor dem Hintergrund der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten und Inflationsängste als eine Möglichkeit betrachtet, das eigene Vermögen zu sichern. Gleichzeitig birgt der Handel mit Kryptowährungen jedoch Risiken, darunter Marktvolatilität und gesetzliche Unsicherheiten, die die Menschen in ihrer finanziellen Planung behindern könnten. Die Zukunft von Bitcoin wird daher stark von den regulatorischen Rahmenbedingungen, technologischen Entwicklungen und der internationalen Zusammenarbeit abhängen.
Insgesamt steht die iranische Regierung vor der Herausforderung, eine Balance zwischen Kontrolle und Innovation zu finden, während die Kryptowährungsbranche trotz massiver Einschränkungen beständig wächst.