In der Gaza-Region herrscht heute eine Mischung aus Freude und Trauer, da ein 15-monatiger Konflikt möglicherweise ein Ende findet. Laut Al Jazeera haben Israel und Hamas einem Waffenstillstandsangebot zugestimmt, das den Austausch von Gefangenen sowie die Rückkehr der Palästinenser in ihre Heimatorte umfasst. Diese Entwicklung wird von den Palästinensern, die nach dem langen Krieg unter extremen Bedingungen gelitten haben, mit gemischten Gefühlen aufgenommen, da die Freude über den Waffenstillstand von der Trauer über den Verlust vieler Angehöriger überschattet wird.

Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 wurden über 46.500 Palästinenser getötet und mehr als 100.000 verletzt. Dieser langfristige Konflikt hat nicht nur unermessliches menschliches Leid verursacht, sondern auch die Infrastruktur in Gaza stark beschädigt. UN-Experten und Menschenrechtsgruppen berichten, dass 66 Prozent aller Gebäude im Gazastreifen zerstört oder beschädigt wurden.

Die humanitäre Krise verschärft sich

Der Waffenstillstand könnte Hoffnung für Millionen von Palästinensern bringen, ist jedoch nur wirksam, wenn er mit einer dramatischen Erhöhung der humanitären Hilfe und einer dauerhaften Waffenruhe einhergeht, wie Mercy Corps betont. In Gaza leben 1,9 Millionen Vertriebene unter extrem schwierigen Bedingungen, darunter Kälte, Hunger und Gesundheitskrisen. Mindestens acht Menschen, überwiegend Neugeborene, sind bereits an Unterkühlung gestorben.

Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mehl steigen weiterhin stark, was die lokale Wirtschaft destabilisiert. Besonders betroffen sind Tausende von Menschen in Nordgaza, die seit über drei Monaten von lebenswichtiger Hilfe und Dienstleistungen abgeschnitten sind. Humanitäre Organisationen fordern einen sicheren Zugang, um Nahrungsmittel, Wasser, medizinische Versorgung und Treibstoff in die Region zu bringen. Die durchschnittliche Zahl der humanitären Lkw, die nach Gaza eintrafen, lag im November bei nur 65 pro Tag, während 500 pro Arbeitstag benötigt werden.

Die Rolle von UNRWA

Die UNRWA, das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge, bietet Nothilfe in den besetzten palästinensischen Gebieten, aber die jahrelangen Konflikte haben die Fähigkeit zur Hilfeleistung erheblich eingeschränkt. Philippe Lazzarini, Leiter von UNRWA, berichtet, dass täglich nur 30 Lastwagen mit Hilfsgütern nach Gaza gelangen, was nur 6 Prozent der Menge vor dem Krieg entspricht. Soforthilfe, darunter Lebensmittel und medizinische Hilfe, bleibt dringend erforderlich. Kaum die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu ausreichend Wasser, mit weniger als 15 Litern pro Person und Tag.

Die Zerstörung von Schulen hat sich auch auf das Bildungswesen ausgewirkt, wo 85 Prozent der Schulen während des Krieges beschädigt wurden. Vor dem Krieg unterhielt UNRWA 284 Schulen im Gazastreifen, die nun weitgehend nicht mehr funktionsfähig sind. Eltern und Schüler sehen sich einem Bild der Zerstörung und Hoffnungslosigkeit gegenüber, da nur 6 Wochen des Schuljahres 2023-2024 absolviert wurden.

Die Menschen in Gaza reflektieren nicht nur über ihre durch den Krieg verlorenen Angehörigen, sondern auch über die Zerstörung ihrer Heimat. Mohamed Abu Rai, ein Mediziner, glaubt, dass die tatsächliche Zahl der Opfer weit über den offiziellen Statistiken liegt. Inmitten dieser Tragödien schöpfen viele Palästinenser Hoffnung auf die Rückkehr in ihre Heimat, auch wenn sie an einer dauerhaften Lösung des Konflikts zweifeln.

Die Situation ist komplex, aber die Hoffnung auf Frieden bleibt präsent. Der kommende Waffenstillstand könnte möglicherweise den entscheidenden Wendepunkt darstellen, um das Leid der Palästinenser zu lindern und eine Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen, wie UNRIC anmerkt.