Finanzen

Streikgefahr bei Discover Airlines: Fliegendes Personal fordert eigene Tarife

Das fliegende Personal der Lufthansa-Tochter Discover hat in einer Urabstimmung mehrheitlich für Streikmaßnahmen gestimmt, um eigene Tarifverträge durchzusetzen und damit gegen die Vereinbarungen mit der konkurrierenden Gewerkschaft Verdi vorzugehen, was ab sofort zu unbefristeten Streiks auf Flügen führen kann.

Die Luftfahrtbranche steht unter Druck, und am Rande dessen drohen nun auch bei der Lufthansa-Tochter Discover erste Streiks. Hintergrund sind die hoch umstrittenen Tarifverhandlungen zwischen dem fliegenden Personal und dem Unternehmen, die nun ernsthaft in Gefahr geraten, da die Mitglieder der Gewerkschaften Ufo und Vereinigung Cockpit (VC) sich mehrheitlich für einen Streik ausgesprochen haben. Ein konkreter Streiktermin steht derzeit jedoch noch nicht fest, was die Situation ungewiss macht.

Die beiden Gewerkschaften, die sich um die Interessen der Piloten und Flugbegleiter kümmern, verfolgen eine klare Strategie: Sie arbeiten zusammen, um einen bestehenden Tarifvertrag der Konkurrenzgewerkschaft Verdi zu umgehen und stattdessen ein eigenes Tarifwerk durchzusetzen. In den Urabstimmungen stimmten 91,8 Prozent der Ufo-Mitglieder und 81 Prozent der VC-Mitglieder für mögliche Arbeitskämpfe, ein starkes Signal für das Unternehmen.

Inzidenztracker

Die Reaktion des Unternehmens auf die Streikdrohungen

Die Discover Airlines, die aktuell mit einer Flotte von 27 Flugzeugen von den Drehkreuzen München und Frankfurt zu verschiedenen Urlaubszielen fliegen, könnte schon bald mit unbefristeten Streiks konfrontiert werden. Bis zum Jahr 2027 plant das Unternehmen, die Flotte auf 33 Flugzeuge zu erweitern. Ein erster Schritt in Richtung einer Einigung wäre, wenn es gelingt, mit den Gewerkschaften über eine faire Tarifierung zu verhandeln. Der entscheidende Punkt wird jedoch weiterhin die Vermeidung eines Abkommens mit der stärkeren Gewerkschaft Verdi, das die Vereinigung Cockpit als Bedrohung für die eigenen Interessen ansieht.

Der Tarifexperte von VC, Marcel Gröls, betont die Autonomie der Mitarbeiter: „Das Grundgesetz gibt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines Unternehmens das Recht, selbst zu entscheiden, vom wem sie sich vertreten lassen.“ Diese Haltung spiegelt sich in den Abstimmungen wider und verdeutlicht den Widerstand gegen eine einseitige Bevorzugung durch die Arbeitgeberseite. Die Reaktion auf die angekündigten Streiks könnte substanziell sein, wenn keine Einigung erzielt wird.

Während sich die Diskussionen um die Anpassungen der Tarifverträge bei Discover zuspitzen, gibt es in anderen Bereichen des Arbeitsmarktes ebenfalls erhebliche Widerstände. Im Bereich der Medizinischen Hochschule Hannover wurde ein geplanter Warnstreik von den Gerichten untersagt, aufgrund von Argumenten, die besagen, dass der Streik gegen Friedenspflichten verstoße. Dies zeigt, wie empfindlich die Balance zwischen Arbeitnehmerrechten und rechtlichen Vorgaben derzeit ist.

Die Zebras im Dschungel der Tarifverhandlungen

Für die Gewerkschaft Verdi steht der Druck, die Forderungen für einen Entlastungstarifvertrag weiter zu schärfen. Die Verhandlungen in verschiedenen Sektoren, wie der Süßwarenindustrie, zeigen, dass auch hier der Wunsch nach fairen Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen in der Luft liegt. In Hamburg wurden Beschäftigte aufgerufen, an einem Warnstreik teilzunehmen, um ihre Forderungen von 9,9 Prozent Gehaltserhöhung zu unterstreichen.

Die Problematik wird verstärkt durch die Tatsache, dass Arbeitgeber in einigen Branchen eine spürbare Senkung der Gehälter vorschlagen, während die Tarifverhandlungen an anderen Orten stagnieren. Dies könnte zu einer Übergangszeit führen, in der viele ArbeitnehmerInnen gezwungen sind, ihre Stimme zu erheben, um sicherzustellen, dass ihre Rechte gewahrt bleiben.

Im Hinblick auf die Streikankündigungen bei Discover sind die offenen Fragen über die weitere Vorgehensweise spannend. Nach den Abstimmungen scheinen unbefristete Streiks ein realistisches Szenario zu sein, was das Reisen und die Urlaubsplanung vieler Passagiere sicher beeinflussen könnte.

Ein Blick auf die Zukunft der Luftfahrtbranche

Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, wie die Luftfahrtgesellschaften auf die wachsenden Forderungen ihrer Mitarbeiter reagieren werden. Ein entscheidender Faktor wird die Bereitschaft sein, sich auf faire Verhandlungen einzulassen und die Bedenken der Arbeitnehmer ernst zu nehmen. Ob dies schließlich gelingt und zu einer stabileren, verlässlicheren Reisewelt für die Passagiere führt, wird die Zeit zeigen müssen.

Gewerkschaften und Arbeitskampfmaßnahmen: Rechtslage und Strategien

In Deutschland sind Gewerkschaften zentrale Akteure im Arbeitskampf und vertreten die Interessen der Arbeitnehmer in Tarifverhandlungen. Die rechtlichen Grundlagen für Streiks basieren auf dem Grundrecht auf Koalitionsfreiheit, das im Grundgesetz (Artikel 9) verankert ist. Dieses Recht erlaubt es den Arbeitnehmern, sich zum Schutz ihrer wirtschaftlichen Interessen zu organisieren und gegebenenfalls zur Durchsetzung ihrer Forderungen zu streiken.

Streiks sind jedoch an rechtliche Rahmenbedingungen gebunden. So dürfen sie nur als letztes Mittel eingesetzt werden, wenn Verhandlungen über einen Tarifvertrag gescheitert sind. Warnstreiks, wie sie aktuell in verschiedenen Sektoren stattfinden, sind gesetzlich erlaubt, solange sie nicht auf eine dauerhafte Schädigung des Unternehmens abzielen. In diesem Fall ist die arbeitsrechtliche Bewertung entscheidend, ob der Streik gerechtfertigt ist oder gegen die Friedenspflicht verstößt.

Ökonomische Auswirkungen von Streiks im Luftverkehr

Streiks im Luftverkehr können erhebliche wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen, sowohl für die Airlines als auch für die betroffenen Destinationen. Laut einer Studie des Deutschen Flugwirtschaftsverbands (BA) können Streiks in der Luftfahrt zu Umsatzeinbußen in Millionenhöhe führen, insbesondere wenn sie in Hochsaison-Zeiten stattfinden, in denen bereits viele Flüge ausgebucht sind.

Die Auswirkungen sind nicht nur auf die betroffenen Airlines begrenzt, sondern haben auch Folgen für den Tourismus, lokale Wirtschaften und sogar internationale Handelsbeziehungen. So könnte ein geplanter Streik bei Discover Airlines, die Reisende zu Ferienzielen befördert, auch die Hotellerie und Gastronomie an den Reisezielen betreffen. Insbesondere in wirtschaftlich schwachen Regionen kann dies die Beschäftigung und das Einkommen der dort lebenden Menschen gefährden.

Aktuelle Streikbewegungen in der deutschen Wirtschaft

Aktuell sind mehrere Sektoren in Deutschland von Streikmaßnahmen betroffen, die nicht nur den Luftverkehr, sondern auch die Süßwarenindustrie und den Gesundheitssektor umfassen. So haben beispielsweise die Beschäftigten der Süßwarenindustrie in Hamburg und Schleswig-Holstein zu Warnstreiks aufgerufen, da sie eine Gehaltserhöhung von 9,9 Prozent fordern. Diese breite Welle von Arbeitskampfmaßnahmen zeigt, wie wichtig es für Arbeitnehmende ist, sich Gehör zu verschaffen und für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Die Gewerkschaft Verdi hebt hervor, dass die Forderungen nach besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen in der gesamten Branche spürbar zunehmen. Die steigenden Lebenshaltungs- und Energiepreise tragen zur Notwendigkeit bei, die Kräfte zu bündeln und sich auf verschiedenen Fronten organisatorisch zu vereinen. Ein Beispiel dafür ist die koordinierte Vorgehensweise der Gewerkschaften Ufo und Vereinigung Cockpit im Fall von Discover Airlines, die darauf abzielt, den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen.

Die Solidarität unter den Gewerkschaften ist dabei ein entscheidender Faktor, um die Effekte der Streikmaßnahmen maximieren zu können. Dies könnte in Zukunft zu synergistischen Effekten führen, insbesondere wenn es um die Mobilisierung von Arbeitnehmenden über verschiedene Sektoren hinweg geht.

Lebt in Dortmund und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"