Finanzen

Navigationsprobleme in der Finanzbranche: Verwirrung um Nachhaltigkeit und Taxonomie

Der versteckte Code der Finanzwelt: Wie Unternehmen Nachhaltigkeit aufpolieren und welche Rolle die EU-Taxonomie dabei spielt

Nachhaltigkeit ist zu einem Schlüsselbegriff geworden, wenn es um Finanzberatung geht. In der Praxis gestaltet sich die Umsetzung jedoch komplex. Die Finanzbranche verwendet verschiedene Methoden, um Nachhaltigkeit zu integrieren. Dies kann bedeuten, bestimmte Unternehmen oder Branchen zu meiden oder in sogenannte „schmutzige“ Branchen zu investieren, wobei strengere Kriterien gelten. Zusätzlich erschweren Abkürzungen wie ESG oder SRI die Orientierung für Verbraucher.

Eine Studie des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung zeigt, dass Unternehmen durch Umbenennungen mit ökologischen Anstrichen wie „Green“ oder „Environment“ positive Reaktionen der Märkte erzielen können. Dieses Greenwashing kann jedoch nur kurzfristig funktionieren, da es durchschaut wird. Trotzdem ist Nachhaltigkeit in der Finanzbranche von wachsender Bedeutung, auch für das Anlageverhalten von Kleinanlegern.

Inzidenztracker

Die Europäische Union hat mit den „European Sustainability Reporting Standards“ (ESRS) Regelungen erlassen, die Unternehmen zur jährlichen Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichten. Dies beinhaltet die Erhebung von 1.110 Datenpunkten, welche einen erheblichen Aufwand darstellen. Trotz dieser Regulierungen und des politischen Streits in Brüssel könnten die Standards möglicherweise nicht die gewünschte Wirkung entfalten, da es an Fachleuten und Kontrolle mangelt. Die Umsetzung der EU-Taxonomie für nachhaltige Investitionen könnte daher schwierig werden.

Es bleibt abzuwarten, ob die hohen politischen Erwartungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung erfüllt werden können, wenn die ersten Berichte ab 2025 erscheinen. In der Zwischenzeit sollten Sparer, die grün investieren möchten, sich gut informieren. Verbraucherzentralen bieten Informationen zur nachhaltigen Finanzplanung, darunter auch Checklisten für nachhaltige Geldanlagen. Die Komplexität und Vielfalt des Themas erfordern eine sorgfältige Auseinandersetzung mit den einzelnen Aspekten der nachhaltigen Finanzwelt.

Lebt in Bremen und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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