Wirtschaft

Deutsche Unternehmen ziehen nach Polen – Otto setzt auf neue Lieferstrategie

Otto setzt auf Polen: Was steckt hinter der Entscheidung des Traditions-Versandhändlers?

Polen entwickelt sich zunehmend zu einem attraktiven Standort für deutsche Unternehmen, die nach neuen Wegen zur Kostenoptimierung suchen. Eine jüngste Entwicklung zeigt, dass auch der Traditions-Versandhändler Otto diesem Trend folgt. Bereits im Jahr 2022 hatte das Unternehmen bekannt gegeben, einen Teil seiner Produktion nach Polen zu verlagern. Nun, im Jahr 2024, steht die Einweihung eines neuen Logistikzentrums in Polen bevor, um von dort aus die europäischen Kunden beliefern zu können.

Laut Aussage des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Michael Otto sei Polen aufgrund seiner zentralen Lage für ein Unternehmen wie Otto ideal, um eine effiziente Logistik zu gewährleisten. Von dem neuen Standort in Ilowa aus plant das Unternehmen, große Teile Deutschlands noch am selben Tag nach der Bestellung beliefern zu können. Otto hebt zudem die positiven Erfahrungen hervor, die das Unternehmen mit der polnischen Politik und Verwaltung gemacht hat.

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Trotz des Schrittes nach Polen betont Otto, dass Deutschland keineswegs als Standort abgeschrieben wird. Es wird weiterhin in die Lagerlogistik an deutschen Standorten investiert. Dennoch äußert Otto die Notwendigkeit klarer politischer Entscheidungen in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf langfristige Investitionen wie die Energiewende. Die derzeitige politische Situation, vor allem im Zeichen der Ampel-Koalition, wird als herausfordernd wahrgenommen und könnte Optimierungen erfordern.

Neben Otto haben auch andere Unternehmen wie Miele, Michelin und Grundfos angekündigt, Teile ihrer Produktion oder Geschäftsaktivitäten nach Polen zu verlagern. Die durchgehende Abwanderung von Unternehmen aus Deutschland ruft nach politischen Maßnahmen, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts zu erhalten. Bisherige Hilferufe aus der Wirtschaft scheinen bei Bundeskanzler Olaf Scholz auf taube Ohren zu stoßen, was Branchevertreter zu der Annahme verleitet, dass Deutschland auf dem Weg zur Deindustrialisierung sein könnte.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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