Wirtschaft

Deutsche Industrie im Wandel: Russwurm vs. Scholz – Bilanz und Ausblick

Hannover Messe: Konflikt zwischen Kanzler und Industrie - Wo liegen die Differenzen?

Am Montag nach der Eröffnung der Hannover Messe ging der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, in die Offensive. Er äußerte Bedenken über den Wirtschaftsstandort Deutschland in den vergangenen Jahren. Während Russwurm lobende Worte für die deutsche Industrie fand und von ihrer Innovationskraft schwärmte, betonte er auch, dass die Situation in der Wirtschaft nicht erfreulich sei. Er stellte fest, dass Deutschland im internationalen Vergleich hinsichtlich des Wirtschaftswachstums auf den letzten Plätzen liegt und andere Länder in Europa mit nach unten zieht.

Bundeskanzler Olaf Scholz hingegen verteidigte seine Regierung und betonte die Erfolge im Bereich erneuerbare Energien, Kraftwerksstrategie und Wasserstoffnetz. Er bezeichnete die vergangenen Jahre als „Turnaround-Jahre“. Scholz und Russwurm scheinen jedoch von unterschiedlichen Standpunkten aus auf die Wirtschaft zu blicken. Während Scholz die Arbeit der Regierung als positiv herausstreicht, hegt Russwurm Zweifel und fordert mehr Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft.

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In einer Pressekonferenz äußerte Russwurm auch die zunehmende Besorgnis der Industrie über die Wirtschaftslage. Er betonte die Notwendigkeit langfristig planbarer Energiekosten, niedrigerer Netzentgelte und eine Reduzierung der Unternehmenssteuern. Weitere Vertreter der deutschen Wirtschaft, darunter Gunther Kegel vom Elektro- und Digitalverband ZVEI sowie Karl Haeusgen vom Maschinenbauverband VDMA, schlossen sich den Forderungen an.

Die Äußerungen von Haeusgen im Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik der Regierung fielen kritisch aus. Er bemängelte die fehlende Leidenschaft zur Freiheit in den Reformen und mahnte an, dass Deutschland als Industrienachzügler agiere. Lob gab es für Finanzminister Christian Lindner und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, während Scholz als eher introvertiert und kein „Feierbiest“ beschrieben wurde. Die Diskrepanz zwischen den Interessen der Industrie und den politischen Maßnahmen verdeutlicht weiterhin die Spannungen zwischen Wirtschaft und Regierung in Deutschland.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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