Am 8. Februar 2025 haben die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen einen entscheidenden Schritt in ihrer Energiesouveränität vollzogen. Um 9.00 Uhr Ortszeit trennten sie sich vom russischen Energiesystem, welches seit der Sowjetzeit eine zentrale Rolle in ihrer Stromversorgung spielte. Diese Abkopplung wurde als Sicherheitsrisiko wahrgenommen, und ist eine direkte Reaktion auf die geopolitischen Spannungen, die durch den russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 verstärkt wurden. Die Integration in das europäische Stromsystem wird bereits am 9. Februar 2025 stattfinden, nachdem die Länder zuvor ihre Stromimporte aus Russland und Belarus komplett eingestellt hatten. Der Integrationsprozess in das EU-System wurde ursprünglich für Anfang 2026 geplant, aber die Entwicklungen in der Region führten zu einer vorzeitigen Umsetzung des Plans, der nun als bedeutender Sieg für die Freiheit und die europäische Einheit gefeiert wird. EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas bezeichnete die Abkopplung als Symbol der Einigkeit und Unabhängigkeit.

Die Abkopplung verlief ohne nennenswerte Probleme und blieb für die Verbraucher unbemerkt, da die baltischen Staaten bereits in den letzten Monaten schrittweise ihre Verbindung zum russischen Stromnetz abgebaut hatten. Für einen Tag werden die Stromnetze Estlands, Lettlands und Litauens im Inselbetrieb agieren, bevor die vollständige Synchronisierung mit dem System der Europäischen Union über Polen stattfindet. Die Entwicklung markiert einen endgültigen Abschluss des gemeinsamen Stromnetzes BRELL, das die baltischen Staaten mit Russland und Belarus verband.

Vorbereitungen und Investitionen

Die Vorbereitungen für diese Abkopplung begannen bereits 2009, wobei die EU die meisten finanziellen Aufwendungen für den Aufbau der neuen Infrastruktur übernahm. Insgesamt investierte die EU etwa 1,6 Milliarden Euro, um sicherzustellen, dass die baltischen Staaten den Anschluss an das kontinentaleuropäische Stromsystem schaffen. Dabei ist die Hauptverbindung für das Baltikum die Freileitung LitPol, die Litauen mit Polen verbindet. Zuvor mussten die baltischen Länder jedoch die Herausforderungen meistern, die sich aus der Abhängigkeit von russischer Energie ergeben hatten.

Die Transformation der baltischen Energiesysteme ist nicht nur eine technische, sondern auch eine politische Notwendigkeit, um die Energiesicherheit zu gewährleisteten. Lettlands Minister für Klima und Energie, Kaspars Melnis, äußerte, dass der Ausstieg aus dem BRELL-System keine Auswirkungen auf die Strompreise haben wird. Die drei baltischen Staaten, die im Jahr 2004 sowohl der EU als auch der NATO beitraten, streben nach Verteidigung, Energiesicherheit und Unabhängigkeit von russischen Energiequellen.

Geopolitische Dimension

Diese Entwicklungen rufen auch ein größeres geopolitisches Interesse hervor. Die letzten zwei Jahrzehnte haben die baltischen Staaten zusammen mit der EU erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Sicherheit ihrer Energiesysteme zu verbessern. Während sie mit der Abkopplung vom russischen Netz ihren Energiemarkt diversifizieren, zielt dies auch darauf ab, die Geopolitik in der Region neu zu gestalten. Der Energiedialog zwischen der EU und Russland, der seit den frühen 2000er Jahren besteht, hat sich in den letzten Jahren aufgrund von politischen Spannungen deutlich verändert.

Mit einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als sechs Millionen Menschen sind die baltischen Staaten nun auf einem Weg der verstärkten Integration in die europäische Wirtschaft und Stromversorgung. Dies könnte nicht nur die Energiesicherheit in der Region erhöhen, sondern auch als Symbol für die Unabhängigkeit gegenüber externen, insbesondere russischen Einflüssen fungieren.