Der manövrierunfähige Öltanker „Eventin“ wurde erfolgreich nach Sassnitz geschleppt. Am Sonntagmorgen kam das 274 Meter lange Schiff, das mit rund 99.000 Tonnen Öl beladen war, im Stadthafen von Sassnitz an, nachdem es in der Nacht zuvor wegen eines Totalausfalls der Systeme und der Maschine führerlos in der Ostsee trieb. Die 24 Besatzungsmitglieder sind wohlauf, während das Schiff derzeit auf einer Reede rund fünf Kilometer vor der Küste in Position gehalten wird. Dies geschieht mit Hilfe zweier Schlepper, die die Eventin dort sicher unter Kontrolle halten.

Das Schleppmanöver war notwendig, nachdem der Tanker auf seiner Route von Ust Luga in Russland nach Port Said in Ägypten in Not geraten war. Unklar bleibt jedoch, wann und wo das havarierte Schiff repariert werden wird. Ursprünglich sollte der Schleppverband die „Eventin“ nordöstlich von Kap Arkona bringen, entschied sich dann aber für die sicherere Reede des Stadthafens von Sassnitz, um das Risiko für die Umwelt und den Schiffsverkehr zu minimieren.

Bedenken über Umweltrisiken

Angesichts des Vorfalls äußerte Außenministerin Annalena Baerbock Bedenken hinsichtlich potenzieller Umweltschäden und Gefahren für den Tourismus, die durch Russlands Schattenflotte entstehen könnten. Diese Schattenflotte umfasst schrottreife Tanker, die täglich von russischen Ölhäfen fahren, was Experten wie den Greenpeace-Meeresbiologen Thilo Maack besorgt. Berichte zufolge wird das jüngste Sanktionspaket der EU als unzureichend angesehen, um die Ostsee effektiv zu schützen.

Mit über 2.000 Schiffen täglich ist die Ostsee eines der am stärksten befahrenen Meere der Welt. Dies hat gravierende Auswirkungen auf die Ökosysteme in dieser Region. Laut dem Umweltbundesamt ist der Schiffsverkehr für etwa 2,6 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Die Intensität des Schiffsverkehrs, insbesondere in der Nord- und Ostsee, führt zu einer ernsthaften Belastung der maritimen Umwelt. Hier ist eine nachhaltige Nutzung und der Schutz der Meeresökosysteme unerlässlich, um zukünftige Schäden abzuwenden. Das MARPOL-Abkommen regelt verschiedene Arten der Verschmutzung durch Schiffe und hat strenge Vorschriften für sensible Gebiete wie die Ostsee.

In diesem Zusammenhang forderte Litauens Außenminister Kestutis Budrys ein entschiedeneres Vorgehen gegen Russlands Schattenflotte. Der Vorfall mit der „Eventin“ verdeutlicht die Dringlichkeit solcher Maßnahmen und die Notwendigkeit für mehr internationale Zusammenarbeit, um die Sicherheit auf See zu erhöhen und die Umweltrisiken zu minimieren.

Die Seeschifffahrt hat sich über Jahrtausende entwickelt und spielt eine wesentliche Rolle im globalen Handel, wobei etwa 90 Prozent des Weltmarktes auf dem Seeweg abgewickelt werden. Mit steigenden Schiffsbewegungen in den nächsten Jahren wird es immer wichtiger, die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und Umweltschutz zu finden, um nachhaltige Lösungen zu fördern.