Fast ein Viertel aller Süßwassertiere weltweit ist vom Aussterben bedroht. Diese alarmierenden Erkenntnisse stammen von einer Forschungsgruppe unter Leitung der Weltnaturschutzunion (IUCN) und wurden im renommierten Fachblatt „Nature“ veröffentlicht. In der umfassenden Analyse wurden Daten von über 23.500 Arten ausgewertet, die in verschiedenen Süßwasserlebensräumen leben, darunter Flüsse, Seen, Karst- und andere Quellen sowie Oasen. Süßwasser bietet einen Lebensraum für mehr als 10 Prozent aller bekannten Tierarten, was die Bedeutung dieser Ökosysteme unterstreicht.
Die Forschung zeigt, dass rund 24 Prozent aller untersuchten Süßwassertiere stark bedroht sind. Besonders gefährdet sind dabei die Zehnfußkrebse, von denen 30 Prozent der Arten bedroht sind, gefolgt von Süßwasserfischen mit einer Bedrohungsrate von 26 Prozent und Odonaten, zu denen Libellen und Libellenfliegen zählen, bei 16 Prozent. Zudem sind seit dem Jahr 1500 insgesamt 89 Arten nachweislich und 178 Arten vermutlich ausgestorben, und elf Arten existieren lediglich in Gefangenschaft. Der Handlungsbedarf ist dringlich, um weitere Verluste in der Artenvielfalt zu vermeiden.
Die Hauptbedrohungen für Süßwassertiere
Die Ursachen für die Bedrohungen sind vielfältig. Laut den Ergebnissen sind 54 Prozent der betroffenen Arten durch Umweltverschmutzung gefährdet, gefolgt von 39 Prozent, die durch Staudämme und Wasserentnahmen beeinträchtigt werden. Landnutzungsänderungen, wie sie zum Beispiel in der Landwirtschaft vorkommen, sind für 37 Prozent der bedrohten Arten verantwortlich, während invasive Arten und Krankheiten 28 Prozent betreffen. Diese Herausforderungen sind ein komplexes Geflecht, das bei vielen Arten überlappende Bedrohungen hervorruft, insbesondere bei Fischarten, die unter Überfischung und den Auswirkungen von Dämmen leiden.
Die bisherige Forschung konzentrierte sich überwiegend auf Landtiere, was dazu führte, dass Süßwassertiere in Biodiversitätsuntersuchungen häufig nicht genügend Berücksichtigung fanden. Die Forschungsgruppe um Catherine Sayer sieht es jedoch als notwendig an, den Gefährdungsstatus von über 23.000 Arten genauer zu bewerten, um gezielte Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
Dringender Handlungsbedarf
Ein Mangel an Daten über den Zustand und die Verbreitung der biologischen Vielfalt in Süßwasser wird als unzureichende Entschuldigung für Untätigkeit abgelehnt. Es besteht ein erheblicher Bedarf an evidenzbasierten Strategien, um einen Rückgang der Arten zu verhindern und die Nachhaltigkeit der Süßwasserökosysteme sicherzustellen. Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) setzt sich dafür ein, diese Herausforderung anzugehen, indem sie Daten sammelt und Strategien zur Erhaltung von Süßwasserarten unterstützt.
Die Bedrohung von Süßwassertieren verlangt dringlich globalen und lokalen Einsatz, um die verbleibenden Arten zu erhalten und die negativen Einflüsse durch Mensch und Umwelt zu minimieren. Die umfassenden Studien und Datenanalysen bilden die Grundlage für künftige Naturschutzmaßnahmen.
Für weiterführende Informationen zu diesem wichtigen Thema, siehe Remszeitung, Zeit und Wissenschaft.