Die europäische Schifffahrt sieht sich zunehmendem Druck ausgesetzt, ihre Klimaziele zu erreichen. Schätzungen zufolge tragen der maritime Sektor und die damit verbundenen Aktivitäten etwa drei bis vier Prozent der CO₂-Emissionen in der EU bei. In einem aktuellen Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) und der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) wird deutlich, dass der maritimen Branche Fortschritte beim Klima- und Umweltschutz zwar gelungen sind, jedoch verstärkter Handlungsbedarf besteht, um die Ziele der EU hinsichtlich Energieverbrauch und Umweltverschmutzung zu erreichen. Trotz der Tatsache, dass Seeverkehr zu den am wenigsten kohlenstoffintensiven Transportarten zählt, bleibt der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase eine ernsthafte Herausforderung.

Die Aktivitäten im Bereich Fracht- und Containertransport, kommerzielle Fischerei, Tankertransport sowie Kreuzfahrten sind maßgeblich an den CO₂-Emissionen beteiligt. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, fordern die EU-Agenturen eine Senkung des CO₂-Anteils des Seeverkehrs und konzentrieren sich dabei nicht nur auf den emissionsarmen Betrieb, sondern auch auf die Verringerung von Wasserverschmutzung durch Öl und Abwasser. Zudem bleibt der Meeresmüll, der von Fischerei und Schifffahrt verursacht wird, ein hartnäckiges Problem, obwohl er im letzten Jahrzehnt halbiert wurde.

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Geplante Maßnahmen zur Emissionsminderung

Um die erhöhten CO₂-Emissionen von Luftfahrt und Schiffsverkehr zu senken, die beide jeweils etwa vier Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU ausmachen, hat die EU ambitionierte Ziele formuliert. Bis 2030 sollen die Emissionen um 55 Prozent reduziert werden, und bis 2050 strebt die EU Klimaneutralität an. Hierzu arbeitet das Europäische Parlament an Vorschlägen, um den Schiffsverkehr in das Emissionshandelssystem aufzunehmen. Auch eine Überarbeitung der Systeme für Luftverkehr ist geplant, während nachhaltigere Kraftstoffe für beide Sektoren gefördert werden sollen.

  • Einbeziehung des Schiffsverkehrs in das Emissionshandelssystem (EHS)
  • Überarbeitung des Systems für den Luftverkehr
  • Vorschläge für nachhaltigere Kraftstoffe für Flugzeuge und Schiffe
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Die FuelEU Maritime-Verordnung 2025

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Einführung der neuen FuelEU Maritime-Verordnung, die ab 2025 in Kraft tritt. Diese Regelung zielt darauf ab, die CO₂-Emissionen der Schifffahrtsbranche drastisch zu senken und den Einsatz umweltfreundlicherer Treibstoffe zu fördern. Die Verordnung verpflichtet Schiffseigner und Betreiber zur Nutzung emissionsärmerer Technologien und gilt für alle Schiffe, die EU-Häfen anlaufen. Langfristig strebt die EU eine Reduktion der CO₂-Emissionen im maritimen Sektor um bis zu 50 % bis 2030 an und möchte bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen.

Die Anforderungen beinhalten den Einsatz von „Null- oder Niedrigemissionstreibstoffen“ und alternativen Technologien zur Effizienzsteigerung. Bevorzugte Treibstoffe sind Wasserstoff, Ammoniak und synthetische Kraftstoffe. Es ist jedoch zu beachten, dass der Einsatz dieser neuen Treibstoffarten die Betriebskosten von Schifffahrtsunternehmen um bis zu 30 % erhöhen könnte. Besonders kleinere Nationen wie Zypern sehen sich dabei großen Herausforderungen gegenüber, da sie oft über ältere Flotten verfügen.

Herausforderungen und Perspektiven

Während die EU finanzielle Unterstützung anbietet, wird diese vermutlich nicht alle Kosten abdecken können. Unternehmen sind gefordert, in neue Antriebssysteme und nachhaltige Infrastruktur zu investieren. Allerdings gibt es Bedenken, dass manche Unternehmen versuchen könnten, die Verordnung zu umgehen, was wiederum wirtschaftliche Auswirkungen auf die Häfen zur Folge haben könnte. Der Erfolg der Klimaziele hängt letztendlich stark von der Bereitschaft der Branche ab, sich anzupassen und Innovationen voranzutreiben, um die Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu bewältigen.

Wie EU-Kommissar Apostolos Tzitzikostas und Umweltkommissarin Jessika Roswall betonen, ist ein Paradigmenwechsel in der Wertschätzung von Wasser und seiner Bedeutung für die Umwelt dringend notwendig, um eine nachhaltige Entwicklung im maritimen Sektor zu gewährleisten.

Insgesamt zeigt sich, dass die europäische Schifffahrt an einem entscheidenden Wendepunkt steht, an dem innovative Lösungen und dringende Maßnahmen erforderlich sind, um den Umweltanforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern. Für die Zukunft ist klar, dass umfassende Anstrengungen notwendig sind, um einen umweltfreundlicheren maritimen Sektor zu schaffen.

Weitere Details zu den Herausforderungen und Strategien im maritimen Sektor finden Sie in den ausführlichen Berichten von op-online, Europäischem Parlament und VinciWorks.