In der Ostsee patrouilliert das estnische Marineschiff „EML Sakala“ unter schwierigen Wetterbedingungen, um die Sicherheit der maritimen Infrastruktur zu gewährleisten. Die Besatzung ist besonders aufmerksam gegenüber Frachtern, die Kursänderungen oder Geschwindigkeitsverringerungen aufweisen. In der vergangenen Woche haben sich etwa 200 fremde Schiffe der estnischen Küste genähert, viele von ihnen mit Verbindungen zu Russland. Dieses Vorgehen dient nicht nur der Überwachung, sondern soll auch eine klare Abschreckung zeigen und verdeutlichen, dass Estland wachsam bleibt angesichts der aktuellen Bedrohungen in der Region, wie LN-Online berichtet.
Am 25. Dezember wurde ein Schaden am unterseeischen Stromkabel „Estlink 2“ festgestellt, das zwischen Estland und Finnland verläuft. Dieser Vorfall ist Teil einer besorgniserregenden Serie von Störungen, die in den letzten Monaten die Unterwasserkabel in der Ostsee betroffen haben, darunter auch ein Datenkabel, das im November durchtrennt wurde. Ermittler entdeckten eine „dutzende Kilometer lange“ Schleifspur am Meeresboden, die auf den Verdacht schließen lässt, dass der Öltanker „Eagle S“ aus St. Petersburg für den Schaden verantwortlich ist, als er das Kabel passierte, wie auf Tagesschau beschrieben wird.
Gründe für die Überwachung
Die Ziele der intensiven Überwachung sind klar: Die estnischen Marinesoldaten dokumentieren Schiffsnamen und prüfen auf fehlende Anker oder verdächtige Schleppseile. Die NATO hat ebenfalls reagiert und plant, die Präsenz in der Ostsee zu verstärken. Der Generalmajor Andrus Merilo hebt hervor, dass die strategische Bedeutung dieser Region und der Schutz der kritischen Infrastruktur von größter Wichtigkeit sind, insbesondere in Anbetracht der mutmaßlichen Sabotageakte durch Russland. Bisher gibt es zwar keine konkreten Beweise für eine russische Verwicklung; der Kreml weist alle Vorwürfe zurück, jedoch häufen sich die Verdachtsmomente, vor allem seitdem der Konflikt in der Ukraine einen neuen Höhepunkt erreicht hat.
Eine Übersicht der Vorfälle zeigt die Schwere der Situation: Seit 2023 wurden mindestens zehn Unterwasserkabel und Pipelines in der Ostsee beschädigt, wobei mehrere dieser Vorfälle auf den unachtsamen oder mutwilligen Umgang mit Ankergeräten zurückgeführt werden können. Das Beispiel von „Estlink 2“, das etwa die Hälfte des Strombedarfs Estlands im Winter sichert, verdeutlicht die potenziellen Risiken; die Reparatur wird mehrere Dutzend Millionen Euro kosten und könnte bis zum Spätsommer in Anspruch nehmen.
Internationale Reaktionen und Maßnahmen
Die estnischen Behörden haben in Reaktion auf die Vorfälle bereits den Schutz des Kabels „Estlink 1“ mit einem spezifischen Marine-Einsatz verstärkt. Finnland hat den „Eagle S“ festgesetzt, während der Tanker, der auch als Teil einer „russischen Schattenflotte“ gilt, in seinen Gewässern liegt. Diese Flotte besteht aus Schiffen, die Russland dazu nutzt, westliche Sanktionen zu umgehen, und ist berüchtigt für ihre veralteten und unsicheren Schiffe, die ein erhebliches Umweltrisiko darstellen.
Die Vorfälle an den Unterwasserkabeln haben auch Alarm bei der Europäischen Union ausgelöst, die plant, wirksamere Maßnahmen gegen die Risiken dieser Schiffe zu ergreifen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas äußerte, dass Russlands Schattenflotte sowohl die Umwelt als auch die maritime Sicherheit bedrohe. Schwedische Behörden ermitteln im Fall eines weiteren Vorfalls, bei dem ein chinesisches Schiff verdächtigt wird, in den Schaden verwickelt zu sein.
Die klare Botschaft, die sowohl aus Estland als auch von der NATO kommt, ist, dass die Sicherheit der Ostsee von entscheidender Bedeutung ist und weitere Eskalationen unbedingt vermieden werden müssen, um die Stabilität in der Region zu gewährleisten. Angesichts der kritischen Rolle, welche die Unterwasserkabel für die Datenübertragung und Energieversorgung spielen, ist die Zusammenarbeit der Anrainerstaaten unerlässlich.