Die Mobilität in ländlichen Regionen bleibt eine große Herausforderung. Besonders in den Dörfern Brandenburgs, wo viele Einwohner auf Automobile angewiesen sind, sind innovative Lösungen gefragt. In diesem Kontext hat der Landkreis Ostprignitz-Ruppin spezielle Förderprojekte ins Leben gerufen, die die Lebensqualität der Bewohner erheblich verbessern sollen. So gibt es in Barsikow und seit kurzer Zeit auch in Flecken Zechlin Dorfmobile, die eine umweltfreundliche Alternative für die Bewohner darstellen.

Das Dorfmobil in Barsikow, welches seit fünf Jahren besteht, wurde mit einer Förderung von 25.000 Euro für den Kauf eines Elektroautos unterstützt. Die 180 Einwohner des Dorfes können dieses Auto über eine App buchen, nachdem sie sich registriert haben. Trotz einer durchschnittlichen Nutzerzahl von 45 registrierten Personen sind im Monat meist nur etwa 8 unterschiedliche Nutzer aktiv. Schätzungsweise haben zwei Drittel der Barsikower einen Führerschein, jedoch zeigt sich, dass viele Menschen Schwierigkeiten im Umgang mit dem fremden Auto haben. Der Vize-Landrat Werner Nüse hebt die positive Wirkung des Projekts auf die Dorfentwicklung und Gemeinschaft hervor, betont jedoch auch die Notwendigkeit einer besseren Nutzung und ehrenamtlicher Fahrer für Servicefahrten.

Die Rolle von Dorfmobiles

In den ländlichen Gebieten Deutschlands besitzen über 90% der Haushalte mindestens ein Auto, während der öffentliche Verkehr nur einen geringen Anteil am Verkehrsaufkommen hat. Laut LOTS.org werden 70% der Fahrten im Auto zurückgelegt. Dies führt pro Kopf zu durchschnittlich 6,3 kg CO2-Emissionen täglich, was über 60% mehr als in städtischen Gebieten ist. Um den umweltschädlichen Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs entgegenzuwirken, wurden verschiedene Pilotprojekte initiiert, die nachhaltige Mobilitätskonzepte fördern.

Das Dorfmobil in Flecken Zechlin, das als „FleckoMobil“ bekannt ist, wurde im Juni 2024 ins Leben gerufen und hat ebenfalls das Ziel, den Bewohnern eine verbesserte Mobilität zu bieten. Dessen Betreiber streben eine Verdopplung der Auslastung an, während gleichzeitig die Herausforderungen der geringen Nutzung und der fehlenden ehrenamtlichen Fahrer bestehen bleiben. Trotz dieser Schwierigkeiten halten die Initiatoren von Dorfmobilen den Einsatz für sinnvoll und notwendig, um ländliche Mobilität zu fördern.

Der Bedarf an Bürgerbeteiligung

Die Mobilitätswende ist ein zentrales Thema in vielen Kommunen, die neue Konzepte zur Förderung nachhaltiger Mobilität entwickeln möchten. Hierbei sind Bürgerbeteiligung, Kooperation und die Verknüpfung unterschiedlicher Organisationen entscheidend. Erfolgsfaktoren sind laut werdenktwas.de eine frühe Einbeziehung der Bevölkerung und die Kommunikation bestehender Angebote. Ein Beispielprojekt ist die Initiative „Geht’s noch (besser)?“ in Renningen, die gemeinsam mit den Bürgern innovative Mobilitätskonzepte entwickelt.

Die Gemeinden müssen bestehende Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung in ihre Mobilitätskonzepte integrieren. Der Sustainable Urban Mobility Plan (SUMP) bietet ihnen dabei ein umfassendes Planungsinstrument, das eine ganzheitliche Betrachtung der Mobilität ermöglicht. Hierbei sind Veränderungen im öffentlichen Raum und neue Nutzungsansprüche zu beachten, um Lärmbelastung und Flächenverbrauch zu reduzieren und somit die Lebensqualität der Anwohner zu steigern.

Zusammengefasst zeigen die Initiativen in Brandenburg, dass neue Mobilitätslösungen nicht nur der Umwelt zugutekommen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu einer lebendigen Dorfgemeinschaft leisten können. Die Herausforderungen bleiben, jedoch sind die Gemeinden gewillt, Lösungen zu finden und den Wandel zu einer nachhaltigeren Mobilität aktiv zu gestalten.