Im Trentino, Italien, sieht sich die Bevölkerung einer zunehmenden Zahl von Bärenangriffen gegenüber, die die Debatte um das Schicksal dieser Tiere neu entfacht hat. Nach Angaben von bnn.de wurden im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Life Ursus“ Bären wieder angesiedelt. Diese Rückkehr, die in den späten 1990er Jahren begann, führte zu einem Anstieg der Bärenpopulation auf etwa 100 Tiere. Dennoch ist die Störung durch Bären für die Menschen in der Region spürbar gewachsen.
Besonders besorgniserregend sind die zahllosen Begegnungen zwischen Mensch und Tier. Allein seit 2014 wurden mindestens neun Bärenangriffe auf Menschen registriert. Im Frühjahr 2023 kam es zu einem tragischen Vorfall, als ein 26-jähriger Jogger von der Bärin JJ4, auch bekannt als Gaia, getötet wurde. Die Tragödie führte zu einer verstärkten Diskussion über die bestehende Bärenpopulation und deren management.
Bärenmanagement und Politische Entscheidungen
Die Provinzregierung im Trentino reagierte auf die Situationen, indem sie den Abschuss von bis zu acht Bären jährlich erlaubte, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Im vergangenen Jahr wurden bereits drei Bären gemäß dieser neuen Regelung getötet. Diese Entwicklung hat nicht nur Tierschützer auf den Plan gerufen, sondern auch die oppositionelle Fünf-Sterne-Bewegung, die gegen die Maßnahmen vorgeht und Strafanzeigen gegen die Provinzregierung eingereicht hat.
Wie zdf.de berichtet, plant die Provinz im Jahr 2024 und 2025 eine Tötungsquote für bis zu acht Bären, darunter zwei erwachsene Weibchen, zwei Männchen und vier Jungtiere. Der Trentiner Landtag soll am 4. März darüber entscheiden. Währenddessen kündigen Tierschützer Widerstand gegen das neue Gesetz an und fordern stattdessen Sensibilisierungsmaßnahmen und die Einrichtung von Wildtierkorridoren.
Angriffe und Folgen
Die Situation eskalierte weiter, als am vergangenen Wochenende ein 33-jähriger Mann in den Wäldern von Bleggio Superiore, Trentino, von einem Bären angegriffen wurde. Während er auf Schwammerlsuche war, wurde der Mann von dem Bären überrascht und verletzt. Laut vol.at soll der Bär aufgrund der vorkommenden Richtlinien für das Bärenmanagement getötet werden.
Diese jüngsten Vorfälle verdeutlichen die Gefahr, die von angegriffenen Bären ausgeht, sowie die fragilen Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Nachdem im Juli ein französischer Tourist in der Nähe ebenfalls von einem Bären verletzt wurde und das Tier später als die Bärin KJ1 identifiziert und getötet wurde, hat sich die öffentliche Meinung in Bezug auf den Schutz der Bären verändert. Ein entschlossener Umgang mit den Bären soll die Sicherheit in der Region erhöhen.
Während die Diskussion über das Schicksal der Bären weitergeht, bleibt die Frage offen, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur gefunden werden kann und welche Maßnahmen wirklich effektiv sind, um sowohl die Bärenpopulation als auch die Sicherheit der Menschen zu garantieren.
Die Bären im Trentino sind nicht nur ein Teil des ökologischen Erbes der Region, sondern auch ein Zeichen für den oft herausfordernden Umgang mit Wildtieren in einer von Menschen dominierten Umwelt. In einer Zeit, in der der Schutz der Artenvielfalt zunehmend wichtiger wird, stehen die Verantwortlichen vor der schwierigen Aufgabe, die Balance zwischen dem Schutz dieser Tiere und der Sicherheit der Anwohner zu finden.