Im Prozess um den angeblichen Betrug zwischen Joseph Blatter und Michel Platini wird die aufsehenerregende Berufung vor einem Gericht in Muttenz, Schweiz, verhandelt. Der ehemalige FIFA-Präsident Blatter sowie sein Kollege von der UEFA, Platini, sahen sich vorgeworfenen, in den 90er Jahren einen mündlichen Millionendeal über 2 Millionen Schweizer Franken vereinbart zu haben. Die Zahlung, die bis zu ihrer Vollziehung im Jahr 2011 nicht bekannt war, führte zu einer der größten Korruptionsaffären im internationalen Fußball.
Im Juli 2022 wurden sowohl Blatter als auch Platini in einem Urteil von drei Bundesrichtern freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft konnte keine Beweise für Betrug, Urkundenfälschung oder Veruntreuung erbringen. Dennoch legte sie im Oktober 2022 Berufung gegen die Freisprüche ein, was zur aktuellen Anhörung führt, bei der Blatter und Platini erneut im Fokus stehen. Blatter äußerte sich zuversichtlich und betonte, dass die Vereinbarung rein mündlich gewesen sei. Er fordert eine Bestätigung des Freispruchs und kündigte an, bei einem negativen Urteil weitere rechtliche Schritte in Erwägung zu ziehen, während Platini über seinen Anwalt die Vorwürfe vehement bestreitet.
Details zur Anklage
Die Anklage zielt auf eine Zahlung von 2 Millionen Schweizer Franken (rund 2,21 Millionen USD) ab, die Blatter 2011 an Platini genehmigte. Zu diesem Zeitpunkt war Platini FIFA-Vizepräsident und UEFA-Präsident. Die Zahlung zur Vergütung von Beratungsleistungen wird jetzt als strittig angesehen, da sie nach einer Abstimmung über die WM-Standorte 2018 und 2022 erfolgte. Die US-Ermittler hatten 2015 umfassende Untersuchungen gegen internationale Fußballfunktionäre eingeleitet, was das Licht auf viele problematische Finanztransaktionen warf.
Die Staatsanwaltschaft fordert eine Strafe von 20 Monaten, ausgesetzt für zwei Jahre. Das Verfahren in Muttenz wird über vier Tage angesetzt, und ein Urteil wird für den 25. März erwartet. Die Ungewissheit, mit der Blatter und Platini konfrontiert sind, zieht sich wie ein Schatten über ihre Karrieren, die von großen Erfolgen, aber auch von schwerwiegenden Vorwürfen geprägt sind.
Ein Umfeld voller Korruption
Die derzeitige Affäre ist nicht isoliert. Die Schweiz hat sich als Zentrum zahlreicher Korruptionsskandale im Sport hervorgetan. In einem Bericht des Bundesamts für Sport von November 2012 wird gefordert, die Governance und Korruptionsbekämpfung in Sportverbänden zu verstärken. Dies ist besonders relevant, da FIFA und IOC ihre Hauptsitze in der Schweiz haben und immer wieder in dunkle Machenschaften verwickelt sind.
Internationalen Sportverbänden fehlt oft die nötige Transparenz, da sie keine Verpflichtungen zur Buchführung oder Jahresabschlüssen haben. Trotz der Einführung neuer Governance-Regeln durch das IOC seit 2015, bleibt die Korruption in vielen Sportorganisationen ein wiederkehrendes Problem. Die Schweiz wird dabei häufig als ein förderliches Umfeld für solche Machenschaften wahrgenommen, was eine Reform des Korruptionsstrafrechts notwendig macht.
Die anhaltenden Verfahren gegen Blatter und Platini sind nur ein Teil einer viel größeren Thematik, die das Ansehen des internationalen Fußballs und die Integrität der Sportverbände insgesamt in Frage stellt. Die kommenden Wochen könnten entscheidend sein, nicht nur für die beiden Betroffenen, sondern auch für die Frage, wie ernsthaft die Bemühungen um eine Reform in der Sportwelt tatsächlich sind.
Süddeutsche Zeitung berichtet über den aktuellen Stand des Verfahrens, während AP News Details zur Anklage und den Umständen beleuchtet. Darüber hinaus liefert Swissinfo einen umfassenden Kontext zur Korruption im internationalen Sport.