Joseph Blatter, der ehemalige Präsident der FIFA, und Michel Platini, der ehemalige UEFA-Präsident, sehen sich in einem Betrugsprozess konfrontiert. Der Prozess, der von den Schweizer Staatsanwaltschaften initiiert wurde, betrifft eine Zahlung von zwei Millionen Franken aus der FIFA-Kasse an Platini, die 2011 genehmigt wurde. Beide Männer beteuern ihre Unschuld und behaupten, die Zahlung sei als Honorar für Beratertätigkeiten gedacht gewesen, die bereits in den späten 1990er-Jahren vereinbart wurden. Dewezet berichtet, dass ein mündliches „Gentlemen’s Agreement“ als Grundlage für diese Zahlung angesehen wird.

Der Hintergrund des Prozesses reicht bis in das Jahr 2015 zurück, als die FIFA eine Anzeige gegen Blatter und Platini einreichte. Damals wurde Blatter, der kurz nach seiner Wiederwahl zum FIFA-Präsidenten unter Druck gesetzt wurde, gezwungen, zurückzutreten. Sowohl Blatter als auch Platini wurden von einer FIFA-Ethikkommission für mehrere Jahre gesperrt. 2022 wurden sie in erster Instanz freigesprochen, da das Gericht entschied, dass im Zweifel für den Angeklagten entschieden werden muss. Dennoch legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein, und das Urteil im Berufungsverfahren wird am 25. März 2024 erwartet.

Vorwürfe und rechtliche Auseinandersetzungen

Die Vorwürfe gegen Blatter und Platini beziehen sich auf Betrug und Veruntreuung. Die Ermittlungsbehörden werfen Blatter vor, die Zahlung von rund zwei Millionen Euro ohne nachweisbare Begründung ausgeführt zu haben. Blatter argumentiert, dass die Abrechnung nach den Prinzipien der FIFA erfolgte und er nur einen bestätigenden Freispruch akzeptieren würde. Platini bestreitet die Vorwürfe seinerseits „vollumfänglich“ über seinen Anwalt.

Interessanterweise konnte die FIFA im Rahmen des Verfahrens ihre Rolle als Nebenklägerin nicht wie geplant ausüben, da sie fristgerechte Anträge versäumte. Platinis Konten wurden eingefroren, doch durch die rechtlichen Missgeschicke hat die FIFA nun nicht mehr die Möglichkeit, als Kläger auf Rückgabe des Geldes zu bestehen.

Kritik an Korruption im internationalen Sport

Die laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen um Blatter und Platini sind Teil eines größeren Problems der Korruption in internationalen Sportverbänden, das in der Schweiz weit verbreitet ist. Viele Verbände, darunter auch die FIFA, wurden in der Vergangenheit mit Skandalen konfrontiert. Swissinfo berichtet, dass das Bundesamt für Sport (Baspo) bereits 2012 eine verstärkte Bekämpfung von Korruption in Sportverbänden gefordert hat. Ein möglicher Weg zur Verbesserung könnte eine Verschärfung des Schweizer Korruptionsstrafrechts sein, um transparentere Governance-Strukturen zu schaffen, die für alle internationalen Verbände gelten.

Die Korruption in Sportverbänden ist ein hartnäckiges Problem, das auch nach Reformen weiterhin besteht. Trotz neuer Governance-Regeln bleiben viele der alten Strukturen, die Korruption begünstigen, erhalten. Es bleibt abzuwarten, ob die bevorstehenden Gerichtsentscheidungen zu Blatter und Platini neue Impulse für Reformen im internationalen Sport geben werden.