Joseph S. Blatter, der ehemalige Präsident der FIFA, steht kurz vor einer entscheidenden Berufungsverhandlung in Muttenz bei Basel. Der 88-Jährige sieht sich einem juristischen Prozess gegenüber, der darauf abzielt, seinen Ruf inmitten von Korruptionsvorwürfen zu verteidigen. Blatter hat sich optimistisch über den Ausgang des Verfahrens geäußert und ist überzeugt, dass er die Rechtmäßigkeit einer Zahlung von zwei Millionen Franken an Michel Platini nachweisen kann, die im Jahr 2011 geleistet wurde. Beide, Blatter und Platini, behaupten, es handele sich um ein ausstehendes Honorar für Beratertätigkeiten, was von der Staatsanwaltschaft jedoch angezweifelt wird.
Im Jahr 2022 wurden Blatter und Platini vom Bundesstrafgericht in Bellinzona freigesprochen, jedoch legte die Staatsanwaltschaft Berufung gegen diesen Freispruch ein. Der Verhandlungsort in Muttenz wurde gewählt, nachdem Platini Bedenken hinsichtlich der Befangenheit eines Mitglieds der ursprünglichen Berufungskammer äußerte. Blatter sieht sich in dieser Auseinandersetzung als „Missionar für den Fußball“ und verweist auf die Erfolge der FIFA während seiner Amtszeit. Seine Feststellung, dass die Millionenzahlung legitim war, wird jedoch von den Behörden weiterhin kritisch betrachtet.
Ein kämpferisches Comeback
Blatter plant, nach dem Prozess zu feiern, da er am 10. März 89 Jahre alt wird und an diesem Tag keine Verhandlung stattfinden wird. Er bekleidete von 1998 bis 2015 das höchste Amt im Fußball und bewarb sich 2015, im Alter von 79 Jahren, für eine weitere Amtszeit, weil er keinen Nachfolger sah. Obwohl die FIFA anfangs als Nebenkläger auftrat, hat sie sich mittlerweile aus dem Verfahren zurückgezogen. Das Urteil über die Berufung wird am 25. März verkündet, und Blatter hofft auf eine Bestätigung seines Freispruchs.
Die rechtlichen Schwierigkeiten, denen sich Blatter gegenübersieht, sind Teil eines größeren Problems von Korruption in den internationalen Sportverbänden. In der Schweiz, wo die FIFA ansässig ist, kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Korruptionsskandalen, die das Bild des Landes im internationalen Sport trüben. Experten bemängeln die laxen Governance-Regeln, die es Sportverbänden ermöglichen, weniger Transparenz zu zeigen und keine Bücher zu führen oder Abschlüsse zu veröffentlichen.
Kampf gegen Korruption im Sport
Das Bundesamt für Sport (Baspo) hat bereits 2012 eine verstärkte Bekämpfung von Korruption gefordert und zahlreiche Reformen angestoßen. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist der Fall von Ary S. Graça, Präsident des Internationalen Volleyballverbands, der wegen Betrugs und Geldwäsche in Brasilien untersucht wird. Seine Organisation hat die Vorwürfe jedoch zurückgewiesen und das Gerichtsverfahren wurde ausgesetzt. Zudem steht Husain Al-Musallam, Präsident des Internationalen Schwimmverbands, unter Korruptionsverdacht, nachdem er 2017 Gegenstand einer Untersuchung des US-Justizministeriums war.
Trotz der Herausforderungen, mit denen internationale Sportverbände konfrontiert sind, bleibt der Sport ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Schweiz. Von 2014 bis 2019 erwirtschafteten diese Verbände jährlich 1,68 Milliarden Franken. Dennoch gibt es weiter Bedenken hinsichtlich des Images der Schweiz als Standort für große Sportorganisationen, die nach neuen Wegen suchen müssen, um Korruption effektiv zu bekämpfen und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Integrität des Sports wiederherzustellen.
Blatters bevorstehender Prozess könnte nicht nur seine eigene Zukunft beeinflussen, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die laufende Diskussion über Korruption im internationalen Sport haben.