Vorfall | Mord/Totschlag |
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Ort | Gericht im Bezirk Chautauqua, New York |
Verletzte | 1 |
Festnahmen | 1 |
Ursache | Angriff |
Am 4. Februar 2025 hat im Gericht des Bezirks Chautauqua, New York, der mit Spannung erwartete Prozess gegen Hadi Matar begonnen, den Angreifer des britisch-indischen Schriftstellers Salman Rushdie. Matar, ein 26-jähriger Amerikaner aus New Jersey, wird wegen versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung angeklagt, nachdem er Rushdie während einer Lesung im August 2022 mehrere Male erstochen hatte. Die Auswahl der Geschworenen startete am Dienstag, und nach deren Abschluss werden die Eingangsplädoyers stattfinden. Matar hat eine Nichtschuldigkeitsplädoyere gegen die Anklagen eingelegt und einen früheren Deal abgelehnt, der eine Strafe von 25 Jahren umfasst. Stattdessen wird er sich nun einem Prozesses stellen, der bis zu 25 Jahre Gefängnis nach sich ziehen könnte, falls er verurteilt wird. Darüber hinaus sieht er sich auch föderalen Anklagen wegen Terrorismus und Unterstützung der als terroristisch eingestuften Organisation Hezbollah gegenüber.
Die Hintergründe der Anklage von Hadi Matar sind nicht unbedeutend. Der Angriff auf Rushdie ist in der schweren Kontroversen um seine Person eingebettet, die mit einer Fatwa des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Chomeini aus dem Jahr 1989 verbunden ist. Zum Zeitpunkt der Fatwa wurden Rushdie und sein Roman «Die satanischen Verse» wegen angeblicher Blasphemie verfolgt. Matar, der angibt, Rushdie wegen der Angriffe auf den Islam in seiner Literatur nicht zu mögen, reiste eigens von New Jersey zur Veranstaltung, um seine Taten auszuführen. Es wird erwartet, dass Rushdie selbst einer der ersten Zeugen im Verfahren sein wird, nachdem er den Anschlag überlebt hat und unter anderem sein rechtes Auge und Teile seiner Leber verlor.
Der historische Kontext der Fatwa
Die Fatwa gegen Salman Rushdie wurde vor über dreißig Jahren ausgelöst, als sein Werk «Die satanischen Verse» den Koran und den Propheten Mohammed als Ketzerei thematisierte. Ayatollah Ruhollah Khomeini betrachtete das Buch als unverzeihlich und rief am 14. Februar 1989 zur Ermordung Rushdies auf. Dieses Todesurteil, das mit einem Kopfgeld von vier Millionen Dollar versehen wurde, bleibt bis heute aktiv. Obwohl die iranische Regierung 1998 erklärte, die Fatwa nicht mehr zu unterstützen, blieb Rushdies Leben durch anhaltende Bedrohungen geprägt. Die Fatwa war nicht nur ein Aufruf zur Tötung, sondern wurde auch als Mittel genutzt, um Khomeinis Einfluss im Iran zu festigen und von inneren Problemen abzulenken. Das gesamte Geschehen zeigt die Spannungen zwischen Religionsfreiheit und literarischem Ausdruck auf und stellt Rushdie als eine umstrittene Figur dar, die sowohl Verehrung von Intellektuellen als auch Ablehnung in großen Teilen der muslimischen Gemeinschaft erfährt.
Aktuelle Entwicklungen und blick in die Zukunft
Die öffentliche Aufmerksamkeit, die dem Prozess zuteilwird, wirft Fragen zur Fairness der Juryauswahl auf, da der Fall durch die Medienlandschaft in den letzten Jahren stark beeinflusst wurde. Bedenken wurden geäußert über mögliche Voreingenommenheit unter den Geschworenen aufgrund der umfangreichen Berichterstattung über Rushdies Geschichte und die politische Lage im Iran. Richter haben angeordnet, dass beide Seiten während des Prozesses keine Medienaussagen machen dürfen, um die Integrität des Verfahrens zu wahren.
Salman Rushdie, der eine Zeit lang gezwungen war, im Verborgenen zu leben und umfassenden Schutz benötigte, hat nach dem Vorfall seine Autobiografie «Joseph Anton» veröffentlicht, die seine Erfahrungen während der jahrzehntelangen Bedrohungen dokumentiert. Heute zeigt er sich optimistisch und hat geäußert, dass er sich wieder freier fühle, was auch seine Rückkehr zu öffentlichen Auftritten und Reisen beinhaltet.
In den kommenden Wochen wird der Prozess Matar auf den Prüfstand stellen und die Diskussionen um Meinungsfreiheit und die Grenzen der Religionskritik neu aufleben lassen.