Reisen

Folgen des Israel-Palästina-Konflikts: Jordaniens Tourismus in der Krise

Rätselhaftes Schweigen: Warum der Israel-Palästina-Konflikt die Touristenströme nach Petra versiegen lässt.

Jeden Freitag nach dem Gebet startet seit ein paar Monaten ein Demonstrationszug auf dem Vorplatz der ältesten Moschee Ammans. Genauer gesagt: Seit Oktober 2023 – protestiert wird gegen Israel und für die Sache der Palästinenser. Dann geht es die King-Faysal-Straße entlang, vorbei an den vielen Souvenir- und Marktständen der jordanischen Hauptstadt. Die meisten Shops hier verkaufen Kleidung, Spielzeug, Nippes, manchmal auch lebende Hühner. Einige haben seit ein paar Monaten auch T-Shirts mit dem Aufdruck „Free Palestine“ im Angebot, jenem politischen Slogan, der bei der Kundgebung regelmäßig aus Tausenden Kehlen zu hören ist.

Das hat es in Jordanien, diesem durch die Vorgaben des Königshauses sonst vergleichsweise westlich orientierten Land, in dieser Vehemenz noch nie gegeben. Für den Tourismus, der zu den wichtigsten Einnahmequellen Jordaniens gehört, sind diese Bilder ein Teil des Problems. Zigtausende Urlauber aus aller Welt, die sonst vor allem im Frühjahr und Herbst das „arabische Einsteigerland“ Jordanien besuchen, sehen momentan von einer Buchung ab. Der Rückgang liegt nach Einschätzung von Tourenanbietern bei weit über 50 Prozent – wer das Land in diesen Tagen bereist, bekommt angesichts der weitgehend leeren Busparkplätze vor den Hauptattraktionen einen noch dramatischeren Eindruck.

Inzidenztracker

Drei Autostunden von Amman entfernt sitzt der Beduine Abdullah Ibrahim allein in dem für Gäste bestimmten Zelt seines Stammes mitten in der Wüste. Seine 54 Jahre sieht man dem Stammesführer nicht an, tatsächlich wirkt er mit seinem weißen Bart und der sonnengegerbten Haut viel älter. Er hat, so lässt er übersetzen, 20 Kinder und drei Frauen, die ernährt werden wollen. Tiefe Sorgenfalten haben sich in sein Gesicht gegraben. Geld verdient er traditionell mit der Tierzucht, aber mit Touristen sei das natürlich angenehmer, sagt er. Die kommen normalerweise aus der nahen „Feynan Ecolodge“ zu ihm, einem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Hotel am Eingang des Dana-Biosphärenreservats, das den Gästen auch einen Ausflug ins Beduinenleben bieten will. In der Lodge gibt es in den Zimmern statt Lampen nur Kerzen, am späten Abend erklärt ein Mitarbeiter auf dem Hoteldach den Sternenhimmel.

Lebt in Niendorf und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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